We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
Vernissage Kryot Event
Kryot arbeitet spontan: Ein konkreter Ort liefert ihm ausreichend Ideen und Inspiration. Skizzen zu verwenden oder Bildmotive zu planen, die in den Außenraum übertragen werden, erscheint ihm eher unnötig. Die oft einfachen oder kleinteiligen Eingriffe an verlassenen und verkommenen Plätzen, an Ein- und Übergängen sowie in räumlichen Zwischenbereichen abseits der „Halls of Fame“ zeichnen sich daher durch ihren ortspezifischen und eigenwilligen Charakter aus.
Mit seinen Anfängen Mitte der 1990er Jahre zählt Kryot zur ersten großen Generation des Graffiti-Writings in Österreich. 1996 besuchte er den legendären „Wildstyle Shop“ in Berlin – einen der ersten Shops für Writing-Zubehör, untergebracht in einem abgelegenen Container, dessen Angebot ihn stark beeindruckte. Zu dieser Zeit musste er noch extra verreisen oder Bestellungen ins Ausland schicken, um an aktuelle Magazine mit Abbildungen aus den USA oder Material zum Sprayen zu kommen. Damals beschäftigte sich Kryot im klassischen Writing-Stil mit der Gestaltung der Buchstaben seines Namens, den er, auf der Suche nach einem möglichst einzigartigen Wort, vom Albumtitel einer Hip-Hop-Gruppe abgeleitet hatte. In zahlreichen Kollaborationen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern und besonders in der Zusammenarbeit mit Mamut, mit dem er 1999 das Kollektiv Cancontrollers gründete, entwickelte er seinen individuellen Stil weiter. Ging es anfangs vor allem darum, die Bild-Characters von Mamut mit den Style-Schriftzügen von Kryot zu verbinden, arbeiteten sie später mehr an der gemeinsamen Entwicklung von Motiven. Der Austausch von Meinungen und Erfahrungen zur Graffitikultur prägte dabei Kryots kritische Haltung gegenüber weit verbreiteten und festgefahrenen Klischees, Codes oder allgemein akzeptierten „Regeln“ bei der Produktion von Graffiti. So lehnt er durch die immer stärker gewordene Standardisierung des Materials typisch gewordene Techniken, wie den Einsatz bestimmter Sprühaufsätze und eigens hergestellter Sprayfarben sowie die inzwischen auch kommerziell verwendeten grafischen Schemata, ab. Ihnen setzt Kryot seine unmittelbar vor Ort entstandenen amorphen, abstrakten und mehrdeutigen bunten Formen entgegen. Seit 2002 unternahm er mehrere Reisen nach Brasilien und Venezuela, wo er eine neue Vielfalt verwendbarer Materialien und Motive und eine künstlerische Freiheit außerhalb des Graffiti-Mainstreams kennen lernte. Sie prägten seinen Stil und brachten ihn auf die Verwendung von Latex- und Acrylfarben.
Einige Writer der 1990er Jahre arbeiten heute vor allem in Innenräumen, auf Leinwänden oder nach Auftrag. Für Kryot jedoch sind Graffiti noch immer ein Medium der freien Gestaltung und des persönlichen Ausdrucks im städtischen Außenraum, dessen einmalige Erfahrung sich allein im direkten Austausch mit dem Ort und fernab aller Regeln und Vorgaben entfalten kann.