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Pawel Althamer und Andere Event
Für seine das ganze Haus und den Garten bespielende Ausstellung in der Secession schafft der polnische Künstler Pawel Althamer einen rund um die Uhr zugänglichen, tunnelähnlichen Gang, der durch das Gebäude direkt zum dahinter liegenden Garten führt. Dort initiiert er mit einfachen Mitteln einen öffentlichen Ort der Kommunikation. Als Mittelpunkt formloser Zusammenkünfte und Begegnungen fungiert ein abendliches Lagerfeuer – für Althamer Sinnbild und Urform des „Round table“. Während der Künstler im Vorfeld verschiedene Personen wie beispielsweise Donat Grzechowiak, Studierende der Akademie der bildenen Künste / Dozentur für performative Kunst, Südtirolerplatz-Günther und Freunde und die BewohnerInnen des Flüchtlingshauses Neu Albern gezielt zur Partizipation aufgefordert hat, sind prinzipiell alle eingeladen, den temporären Freiraum zu nutzen.
Charakteristisch für die poetischen Interventionen, Inszenierungen und Skulpturen von Pawel Althamer ist, dass sie auf der präzisen Beobachtung und Analyse alltäglicher Situationen und gesellschaftlicher Konventionen basieren. Wiederholt hat er andere zur Teilnahme an seinen Projekten eingeladen, oder sie gebeten andere Rollen einzunehmen, um Alltag und sozio-ökonomische Bedingungen bestimmter Gruppen zu untersuchen. Im Sinne einer Neubewertung des „unsichtbaren Theaters“ begreift er hierbei vielfach den öffentlichen Raum als Bühne und konzentriert sich auf das scheinbar Unspektakuläre, um mittels minimaler Eingriffe in bestehende Strukturen die Erfahrung einer bestimmten Wirklichkeit zu pointieren oder zu verschieben.
Althamers Intervention in der Secession transformiert zugleich die tradierte Nutzung und Perzeption des Hauses: Statt sich der Kunst über ein vom Alltag und Leben der Strasse distanzierendes Foyer zu nähern, werden die BesucherInnen durch das Gebäude hindurch geschleust. Der Ausstellungsraum wird ausgeblendet und der Ort des Verweilens vom hermetisch abgeschirmten Innenraum in eine natürliche Umgebung und offene, nicht zu regulierende Situation verlagert. Die kontinuierliche Veränderung, das Unvorhersehbare und der Kontrollverlust sind immanenter Bestandteil der Arbeiten Pawel Althamers. Dazu gehört auch die Aufgabe bzw. Übertragung der Autorschaft an andere. Sie beruht auf einem künstlerischen Selbst- und Werkverständnis, das Kunst und Leben nicht als getrennt betrachtet.
Pawel Althamer (geb. 1967 in Warschau) lebt und arbeitet in Warschau.
Katalog
Am 3. Juni 2009 erscheint eine Sonderausgabe der Wiener Straßenzeitung „Augustin“ (www.augustin.or.at), die sich schwerpunktmäßig dem Projekt widmet und in Kooperation von Secession und „Augustin“-Redaktion entsteht. Die Dokumentation des Projekts unterliegt somit derselben Idee wie das Projekt: nämlich die Kontrolle darüber, welche Stimmen zu Wort kommen, abzugeben bzw. offen zu lassen.
Einzelausstellungen (Auswahl)
2009 Secession, Wien; Frühling, Kunsthalle Fridericianum, Kassel; 2007 One of Many, Fondazione Nicola Trussardi, Mailand; Black Market, Galerie neugerriemschneider, Berlin; 2006 Pawel Althamer, Centre Pompidou - Musée National d´Art Moderne, Paris; 2005 Pawel Althamer, Zachęta Narodowa, Galeria Sztuki, Warschau; 2004 The Vincent Award, Bonnefantenmuseum, Maastricht; Spacer z Fundacją Galerii Foksal po Pradze, Foksal Gallery Foundation, Warschau.
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2008 After Nature, New Museum of Contemporary Art, New York; Double Agent, ICA, London; Mimétisme, Extra City centrum voor hedendaagse kunst, Antwerpen; 2007 1,2,3…VANGUARDIAS. El arte como arte contextual, Sala Rekalde, Bilbao; The World as a Stage, Tate Modern, London; Volksgarten. Politics of Belonging, Kunsthaus Graz; Skulptur Projekte Münster 07, Münster; Quantity as Quality, Kunsthalle Exnergasse, Wien; 2006 Of Mice and Men, 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin; Kontakt. Aus der Sammlung der Erste Bank-Gruppe, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien; 2005 9. Istanbul Biennial, Istanbul; Positioning. In the New Reality of Europe, The National Museum of Art Osaka; Das unmögliche Theater, Kunsthalle Wien; 2004 Utopia Station, Haus der Kunst, München; Stanisław Ignacy Witkiewicz. Philosophical Margins, CCA, Warschau; Under the white-red flag. New Art from Poland, Estorian Art Museum, Exhibition Hall in the Rotermann Salt Storage, Tallinn; 2003 Dreams and Conflicts – The Viewer’s Dictatorship, 50. Biennale Venedig; 2002 I promise it’s political, Museum Ludwig, Köln; 2001 Ausgeträumt…, Secession, Wien.