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Optimale Krankenversorgung, funktionierendes Bildungs- und Wissenschaftssystem, gerechte Arbeits- und Eigentumsverteilung: In der Literatur der Frühen Neuzeit berichten fiktive Reisende von Gemeinschaften, die ihren utopischen Ort auf den weißen Flecken des Globus haben. Christoph Martin Wielands Roman “Der goldene Spiegel oder die Könige von Scheschian” (1772) bricht mit dieser Tradition. Den statischen Konzeptionen optimal funktionierender isolierter Republiken setzt Wieland den Entwurf der Geschichte eines fiktiven Staats entgegen. In der Erzählung vom Königreich Scheschian wird ein virtuoses narratologisches Spiel entfaltet, das nicht die Funktionsweisen und Steuerungsmechanismen eines spezifischen Staatswesens darlegt. Im “Goldenen Spiegel” fungiert die geschichtliche Entwicklung eines Staats als Experimentalsystem verschiedener Regierungsformen. Wielands Erneuerung der literarischen Gattung Utopie ist zugleich ein Kommentar zu dieser Gattung ebenso wie der Versuch ihrer Überwindung.
