Poetik der Technik Event

Kommentare: Helmut Lethen (IFK, Wien), Michael Rohrwasser (Institut für Germanistik, Universität Wien)

Vermutlich war der Schriftsteller Jean Paul durchaus überrascht, als er in einer Berliner Winternacht im Jahr 1800/01 das Gesellschaftszimmer des Geheimen Obertribunalrats Johann Ludwig Doerffer betrat. Abrupt und für alle Beteiligten unübersehbar endete mit seiner unangemeldeten Visite eine abendliche Vorführung in der Beletage des brandtschen Hauses, Leipziger Straße 66 in der Friedrichstadt. Was hier unterbrochen wurde, waren weder Theatervorstellungen noch literarische Lesungen oder musikalische Unterhaltungen. Beendet wurden hingegen physikalische Experimente, die der 24-jährige Medientechniker E. T. A. Hoffmann gekonnt seiner Verwandtschaft präsentierte. Genauer waren es mediale Phantasmagorien, die er kunstfertig im Kleinen der Familie Doerffer vorführte und die im Großen von populären Medientechnikern theatralisch inszeniert wurden.
Rupert Gaderer spricht über die Inszenierung von technischem Wissen zwischen Geistererscheinung und physikalischem Experiment und geht besonders auf E. T. A. Hoffmanns Poetisierung elektrotechnischer, optischer und mechanischer Diskurse ein.

Der promovierte Germanist Rupert Gaderer ist derzeit Fellow am ICI Institute for Cultural Inquiry Berlin. Davor war er Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Doc-Programm), IFK_Junior Fellow und IFK_Fellow abroad an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Graduiertenkolleg “Mediale Historiographien”, Bauhaus-Universität Weimar, Universität Erfurt und Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Helmut Lethen ist Direktor des IFK. Davor war er Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Rostock.

Michael Rohrwasser ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Wien.

Rupert Gaderers Dissertation “Poetik der Technik. Elektrizität und Optik bei E. T. A. Hoffmann” erscheint in der IFK_Buchreihe Edition Parabasen und wird an diesem Abend vorgestellt.