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Mag. Mario Wimmer studierte Geschichte und Soziologie in Berlin und Wien. Er war Kurator der Ausstellung “Das Gedächtnis von Mauthausen” und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Seit April 2005 ist er Mitglied des Graduiertenkollegs “Archiv, Macht, Wissen” an der Universität Bielefeld. Im Frühjahr 2008 erhielt er das Gerda-Henkel-Stipendium für Ideengeschichte am Deutschen Literaturarchiv. Er ist Trainer für wissenschaftliches Schreiben und IFK_Junior Fellow.
Publikationen (u. a.): Die kalte Sprache des Lebendigen. Über die Anfänge der Archivberufssprache, in: Peter Becker (Hg.), Sprachvollzug im Amt. Kommunikation und Verwaltung im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts, Bielefeld [erscheint im Frühjahr 2009]; “Das ist wie ein künstlerischer Arbeitsprozess”. Gespräch mit Ulrich Raulff über die Geschichte von Ideen, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (ÖZG), Heft 1, 2009; Die Lage der Historik, in: ÖZG, Heft 2, 2007, S. 106–125; gem. mit Bertrand Perz u. a. (Red.), Das Gedächtnis von Mauthausen, Wien 2004, darin: gem. mit Bertrand Perz, Geschichte der Gedenkstätte, S. 58–75.
Ein Privatgelehrter hatte in den 1920er-Jahren hunderte Archivalien aus verschiedenen Archiven gestohlen und auf dem Autografenmarkt verkauft. Nach der Aufdeckung durch Archivare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs stellte sich heraus, dass er von einer ungewöhnlichen sexuellen Leidenschaft für alte Handschriften erfasst worden war.
Archive waren Orte, an denen Menschen mit Geschichte in Berührung kommen konnten. Diese Beobachtung teilte der Berliner Staatsarchivar und Archivtheoretiker Heinrich Otto Meisner, der zu einer Art Gegenspieler des Archivaliendiebs geworden war. Meisner zufolge konnten Laien nicht erahnen, was die Welt der Archive ausmachte. Erst wenn sie ein Archiv betraten und die Erfahrungen angesichts der alten Handschriften teilten, dachten sie “unbewußt mit Leopold von Ranke”, dass in den verstaubten Papieren des Archivs ein “Residuum lebendigen Lebens” bewahrt sei.
In seinem Vortrag folgt Mario Wimmer dieser Beobachtung und zeigt am Beispiel Rankes, einer der Gründungsfiguren der modernen Geschichtswissenschaft, wie die Vorstellung von der Erfahrung einer lebendigen Vergangenheit ein bestimmtes Denken von Geschichte möglich machte. Die Analyse dieser Konstellation gibt einen anderen Blick auf die Geschichtskultur der zwanziger Jahre und darüber hinaus.
