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rewind

Insel Nr. 7: Marijs Boulogne (B) Marzipan or Plexi Event

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Dienstag
27. März
2018
ab
20:30
Uhr
Tanzquartier Wien
Museumsplatz 1
1070 Wien
- Tanzquartier Wien Halle G Museumsquartier MQ Museumsplatz 1 1070 Wien
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Performance

Das Projekt Gravity stellt die Frage, wie sich der zeitgenössische Tanz im Kräftefeld von Kunst und Gesellschaft bewegt. Welches Gewicht, welche Schwere oder Schubkraft kann der Tanz in einer Zeit entwickeln, in der das Leichte im Trend ist? Das Projekt möchte unterschiedliche Perspektiven und Lesarten auf das anbieten, was Choreografie heute über Gesellschaft zu sagen hat, auch wenn dies nicht offensichtlich ist und sich vielleicht eher in der rhythmischen Form oder stillen Intensität von Kommunikation entdecken lässt. KünstlerInnen mit unterschiedlichen Ästhetiken werden eingeladen, hierzu choreografische Skizzen zu zeigen. Der Entwurfscharakter der Skizze gibt Einblicke in das, was im künstlerischen Werk oft nicht mehr sichtbar ist. Zugleich ermöglicht das Format der Skizze spezifische Momentaufnahmen gesellschaftlicher Empfindungen.

Bedarf die Kunst, um gesellschaftliche Kräfte ein- und abschätzen zu können, einer unverstellten Sicht auf das, was sie umstellt und überragt? Oder kann und will der Tanz einen solchen Abstand überhaupt nicht herstellen, weil er gerade durch den Körper immer schon in Lebensvollzüge verwickelt ist? Die Schwerkraft, die Schwere, die Verlagerung des Gewichts, das Wiegen und Abwägen, das jeder Körper ständig automatisch vollzieht, verbindet gerade den Tanz mit der alltäglichen Erfahrung.

“Tanze Rosetta, tanze, dass die Zeit mit dem Takt deiner niedlichen Füße geht!” ruft Leonce Rosetta in Georg Büchners Stück Leonce und Lena zu. Doch sie antwortet: “Meine Füße gingen lieber aus der Zeit”.
Gravity beleuchtet das Territorium zwischen Individuum und Gesellschaft und öffnet die Diskussion, wie die Abdrücke der Gesellschaft und ihrer Technologien im zeitgenössischen Tanz spürbar werden: Sei es im Sog, der den Einzelnen in die Menge hineinzieht. Oder sei es, dass ein Einzelner hartnäckig stört, weil der Körper aufbegehrt, ausschlägt und sich nicht fügen will - wie im Fall von Rosetta, wo nicht sie es ist, die lieber aus der Zeit ginge, sondern es sind ihre Füße…

Tanz hat im Kräfteverhältnis von Kunst und Gesellschaft auch historisch betrachtet eine besondere Funktion: Im Hoftanz bildeten sich politische Ordnungen ab. Im Gesellschaftstanz zeigte und zeigt sich Verhalten als eine spezifische Form der Kommunikation. Der Tanz verändert sich mit den gesellschaftlichen Bedingungen, die doch Rahmen und Material für seine Kunst bilden. Ob sich dabei die Weltflucht des romantischen Balletts wiederfinden lässt oder ein erweitertes Verständnis von Bewegung neue Kommunikationsprozesse generiert – ob also der Tanz in die Zeit hinein- oder aus der Zeit hinausläuft, erscheint gleichermaßen aufschlussreich.

Die sechs performativen Skizzen, die speziell für diesen Zusammenhang entstehen, werden durch ein Rahmenprogramm mit Kurzvorträgen und visuellen Beiträgen ergänzt.

Eine Kooperation von Tanzquartier Wien und Siemens Arts Program

Performance: Marijs Boulogne, Eva Schram, Timna Vanhecke und sieben TänzerInnen vom Emanat Dance Institut Konzept, Regie und Text: Marijs Boulogne Dramaturgie: Marianne Van Kerkhoven Kostüme: Rachid Laachir

Mit besonderem Dank an Valentine Kempynck, Sabina Potocki and City of Women.

Gravitation (von lat. gravitas: “Schwere”) ist jene physikalische Kraft, die eine gegenseitige Anziehung von Massen bezeichnet. Im psychologischen Sinne ist sie darüber hinaus als zwischenmenschliche Zuneigung zu verstehen, die ihrerseits zu neuer Schwere führen kann – etwa zu einer Schwangerschaft, die begrifflich im romanischen Sprachraum häufig von gravitas abgeleitet ist. Die verschiedenen Bedeutungen des Wortes aufnehmend, erzählt die Performance-Skizze der belgischen Theatermacherin Marijs Boulogne Marzipan or Plexi von der Freundschaft eines schwangeren Mädchens mit einer Meerjungfrau, vom Zusammenleben von Meereslebewesen in einem gigantischen Tiefseeaquarium und von Sehnsüchten, Symbiosen und Sexualität. Als eines Tages die Plexiglaswand des Behälters zerbirst, werden die Meerestiere in eine andere Wirklichkeit und neue Schwerkraft entlassen…

Koproduktion: Buelens Paulina und Emanat Institute (Institute for affirmation and development of the art of dance)/Ljubljana mit Bunker/Stara Elektrarna/Ljubljana, Kaaitheater/Brüssel

 
Archiv-Screenshot:

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