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Weltkino-Matinee: Zan Boko (Burkina Faso 1988) Event
Regie und Drehbuch: Gaston Kaboré. Kamera: Sekou Ouedraogo, Issaska Thiombiano. Schnitt: Andrée Davanture. Musik: Henri Guédon. Ton: Joanny N. Traore. Produzent: Gaston Kaboré. Mit: Josph Nikiema, Colette Kaboré, Célestin Zongo, Hippolyte Wangrawa, Mady Pafadnam, Jean François Ouedraogo, u. a.
Burkina Faso 1988, 92 Minuten, Farbe, 35 mm, moré OmU
Ein Bauernkind möchte dem Sohn seiner neuen, städtischen Nachbarn ein selbstgebasteltes Spielzeug schenken, nachdem dieser ihn gefragt hat, ob er es ihm abkaufen könne. Geschenkt kriegen will er es nicht. Der Junge hat kein Interesse an etwas, was nicht gekauft werden kann; es ist für ihn wertlos.
Gaston Kaboré betrachtet ohne falsche Wehmut in ZAN BOKO eine Entwicklung im Kleinen, die im Großen unauslöschliche Spuren hinterlässt. Er bleibt nah am Lebensrhythmus des Dorfes, von dem seine kleine Geschichte um den Bauern Tinga und seine Frau Nopoko ausgeht. Am Anfang steht den beiden eine Geburt bevor; am Ende haben sie auf ihrem Heimatboden, wo sie der Tradition gemäß die Nachgeburt vergraben haben, nichts mehr verloren. Der Akt symbolisierte bis dahin die Verwurzelung im Boden, auf dem das ganze Leben wächst und gedeiht. Er bleibt den ganzen Film hindurch beredtes Sinnbild für etwas, was man nicht preisgeben sollte, weil ein Leben ohne Wurzeln ein halbes ist, weil Geist und Körper verdorren, wenn ihnen der Humus unter den Füssen genommen wird.
Außerirdischen Besuchern gleich tauchen Landvermesser in Tingas Dorf auf, stellen ihre Geräte auf und versehen die Häuser mit Ziffern. Für die Bewohner haben diese keine Bedeutung. Das Element des Fremden wird fortan in verschiedensten Spielformen immer wieder erscheinen, nebenbei zumeist, denn Kaboré ist ein ausgezeichneter Beobachter, einer, der uns mit seinen Hüpfern auf der Zeitachse, einer archaischen Art von Zeitraffer gleich, sehr anschaulich zeigt, wie der sogenannte Fort-Schritt schleichend daherkommt und plötzlich unveränderbar dasteht.
Es ist die elliptische Erzählweise, die sich auch in der schwarzafrikanischen Literatur findet, eine Form, die mit ihren Auslassungen die Zusammenhänge erst recht sichtbar macht, die Prozesse verdichtet. Die Heimaterde, die der Bauer nicht verlassen will, auf der er sein Leben auch weiterlebt, als die Stadt ihn umschlingt, wird in ihrer ganzen Tiefe fassbar, riechbar, bleibt berührbar. Das Bild dessen, was übriggeblieben ist steht dem Bild des Neuen gegenüber. Mauer an Mauer grenzen zwei unüberwindbar scheinende Welten aneinander, und doch ist die eine aus der anderen hervorgegangen. Mit der ländlichen Gemeinschaft, mit dem Leben im Dorf, ist auch der Lebens-Rhythmus, die Identität der Menschen verdrängt worden. Kaboré regt uns an, darüber nachzudenken.