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Viola Shafik: Nicht alle heißen Ali. Event
Eine dekonstruktive Annäherung an R.W. Fassbinders maghrebinischer Darsteller El Hedi Ben Salem
„Angst essen Seele auf“, Rainer Werner Fassbinders Film aus dem Jahr 1973 mit El Hedi Ben Salem in der Hauptrolle, wird heute als Klassiker des Antirassismus verstanden, dabei handelte es sich eigentlich um eine Hommage des deutschen Regisseurs an seinen maghrebinischen Hauptdarsteller, dem er, wie manche behaupten, nicht nur in Freundschaft sondern auch in homoerotischer Liebe verbunden war, und von dem er sich kurze Zeit nach der Fertigstellung des Filmes getrennt haben soll. Dieses Spannungsverhältnis erhöhte sich noch dadurch, dass Ben Salem sich vier Jahre später in einem Gefängnis das Leben genommen haben soll. Bei meinem Versuch aus deutschen Quellen diese Geschichte zu rekonstruieren und zu stimmigen biographischen Angaben des Nordafrikaners zu gelangen, wie Herkunft, Familie, Tod, stellte sich schnell heraus, dass ich es mit einem Fall von Legendenbildung zu tun hatte. Wie es dazu kommen konnte, und ob es die Möglichkeit gibt, dieser Legendenbildung entgegenzuwirken bzw. sie zu dekonstruieren, sei es durch eine wissenschaftliche Untersuchung oder anhand der Mittel des Dokumentarfilms, das wird Gegenstand der Diskussion sein.
Viola Shafik, Dr. phil, ist momentan Senior-Fellow am IFK (Internationales Forschungszentrum für Kulturwissenschaften) in Wien, sie arbeitete als Filmkuratorin, Filmemacherin und Filmprofessorin, Filme u.a.: Planting of Girls (1998), Die Reise einer Königin (2003), Publikationen u.a.: Arab Cinema. History and Cultural Identity (1998) und Popular Egyptian Cinema. Gender, Class and Nation (2007)