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Ausstellungseröffnung - Madeleine BERKHEMER & Claudia ROGGE Event
Madeleine BERKHEMER (NL): “The traditional Show”
Eröffnung: 20. November 2008, 19 Uhr
Performance: nach 20 Uhr
Ground Floor
Ausstellungsdauer: 21. November 2008 – 10. Jänner 2009
Von Beginn an entwickelte die 1973 geborene Absolventin der Kunstakademie Rotterdam ihre höchst persönliche, eigene Form von Skulptur: “Red Diamond” heißt Ihre aufwendige Raum um- und verspannende zentrale Skulptur für Wien, an der wir Ihren, von konstruktivistischem Denken geprägten und an Naum Gabo und Pevsner geschulten Skulpturenbegriff, bei dem sie Formen radikal auf kristalline Strukturen reduziert, erfahren können. Ihre intensive Materialbezogenheit – sie verwendet Strümpfe und Strumpfhosen - ruft jedoch zusätzlich eine erotisch-weibliche Komponente auf den Plan, die diesen plastischen Raumkörper einerseits umfasst und begrenzt, jedoch gleichzeitig wie eine grenzenlos dehnbare transparente Haut Raum und Zeit aufhebt. Kunst ist für Madeleine BERKHEMER die Zeitmaschine mit der Sie Ihre Idee ewiger Schönheit und
ewigen Lebens verwirklichen kann. Malerei und Zeichnung sind Ihr Mittel um ihre Neugierde auf Ursache und Ursprung des unsterblichen Themas von Lust und Begierde eines Körpers, der die Anreize der Welt ergründet und voll auskostet, mitzuteilen. „L’Ecole des Caresses“ („Die Schule der Berührungen“), das fetischistische Kultbuch der 20er Jahre: nennt BERKHEMER als wichtige Inspiration und Anleitung für sich und alle, die vorhaben, über Liebe und Sehnsucht immer neu dazu zu lernen. Ihre Recherche gilt gesellschaftlichen Prozessen aus der Perspektive von Sexualität: als soziales Phänomen, Identitätssuche und Machtfrage. Ihre Arbeit ist ein Prozess, der sich nicht nur verschiedenster Materialien, sondern auch Ihres eigenen Körpers bedient, den sie selbstbewusst dem voyeuristischen Beobachter preisgibt: egal ob in Ihren vom Reiz der Unschuld und Neugier geprägten Zeichnungen, in denen Sie ihre weibliche Antwort auf die großen Erotomanen Beardsley, Bayros oder Rops gibt oder ob Sie sich in Fotosequenzen und Performances ohne jegliches Tabu selbst inszeniert.
Ihre für Wien neu entstandenen klassisch perfekten Torsi aus edlem Carrara Marmor hat BERKHEMER, indem sie diese monochrom pigmentiert, keck in andere zeitliche und damit zugleich auch gesellschaftliche Realitäten verschoben. Aber nicht nur Körperteile, wie Beine, Haar, Hintern oder Brüste, die Fetischisten magisch anziehen, auch Gegenstände wie Handschuhe, Unterwäsche, Büstenhalter, Strümpfe, Strapse und Leder sind Stationen von BERKHEMERs Sehnsucht: vom Spiegel zum „beflockten“ Fruchtkorb, vom Diamanten aus Nylons bis zum Fuß aus Bronze (dem laut Madeleine „sexiest part“ of her body). Ausgerechnet Madeleine BERKHEMER wurde im heurigen Frühjahr eingeladen zum 150 Jahr Jubiläum von Lourdes eine Skulptur im Wallfahrtsort zu installieren. Für Ihre Wiener Installation „MMM in Lourdes“ hat die Künstlerin die dort von den Pilgern verwendeten zeremonielle Trinkbecher gesammelt, penibel bemalt und aus Ihnen einen Altar gebaut. Mit dieser Installation bezieht sich die Künstlerin auf den fetischhaften Charakter dieser kleinen Stadt, die wie auch die meisten Ihrer eigenen Arbeiten mit so viel Sehnsucht und Hoffnungen beladen ist.
Claudia ROGGE (D): “Man ohne Eigenschaften”
Eröffnung: 20. November 2008, 19 Uhr
Basement
Ausstellungsdauer: 21. November 2008 – 10. Januar 2009
Das Kernthema der jungen, in Düsseldorf geborenen Künstlerin ist das Verhältnis von Masse und Individuum, das sie seit gut zehn Jahren kontinuierlich erforscht und bearbeitet. Wie eine Choreographin inszeniert Claudia ROGGE ihre teils eindringlich intensiven, teils opulent eleganten fotografischen Tableaus. Während Claudia ROGGE in Ihren früheren Arbeiten extrem sachliche, das Repetitive betonende Gestaltungskriterien dominieren und die menschlichen Körper in strengen Komposition zu Ornamenten verschmelzen, hat sich die Künstlerin zuletzt mit großer internationaler Resonanz intensiv narrativen Inhalten zugewandt, die sie in Ihrer einzigartigen, unverkennbaren Ästhetik, die oft eine barocke Dichte aufweist, aufwendig inszeniert. Die Fotografin hat folgenden Satz von Gabriel de Tarde einem Ihrer Kataloge vorangestellt: “Der Drill des Marschierens ist eine der großen militärischen Kräfte. Diese Neigung, im Gleichschritt und auf dieselbe Weise zu gehen war angeboren ehe es in den Armeen zur Pflicht wurde”. In der Folge belegen Fotos der perfekten
Reichstagschoreografie und Inszenierung der Aufmärsche im nationalsozialistischen Deutschland das gleichermaßen faszinierende und erschreckende Thema von Masse als/und Ornament. Von dieser Fragestellung fasziniert erstellt die Künstlerin in nächtelangen Sessions von ihren Modellen
Tausende von Einzelstudien, die sie später in minutiöser Feinarbeit zu Gesamtkompositionen zusammen fügt. Ihrer Wiener Ausstellung hat Claudia ROGGE den Titel “Man ohne Eigenschaften” gegeben, nicht nur, weil der Roman des Österreichers Ihr Lieblingsroman ist, der in seiner Beschreibung vom Übergang der Bürgerschaft zur industriellen Massengesellschaft genau zu Ihrer Arbeit passe, sondern auch weil Ihre Arbeit sich mit der Frage nach der Individualität in der Massengesellschaft und den Eigenschaften des Individuums beschäftigt. Neben Ihren neuen Fotosentenzen “The doubters best guest” und “Battlefield” wird die Künstlerin dem Publikum im Monat der Fotografie in einer Installation eine Begegnung zwischen Kamera, Individuum und Masse ermöglichen und dabei gleichzeitig mit einem “aussterbenden” Moment der Fotografie, dem Polaroid
arbeiten, die bei Ihrer Einführung 1947 bereits selber Teil eines Massengeschehens war. Im Focus wird der einzelne, individuelle Besucher stehen, der sich auf einem “Folterstuhl” selbst ablichten und somit sein eigener Star - im Spotlicht frenetisch bejubelt - sein kann.
Wir freuen uns, Sie in der Galerie begrüßen zu dürfen
und danken für Ihr Interesse!
Mario Mauroner & Team