We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
Kurzer Herbst der Anarchie - Non Stop Program im Atelier Monika Kribusz Event
KURZER HERBST DER ANARCHIE
Non Stop Programm im Künstleratelier Monika Kribusz
Veranstaltung von Monika Kribusz und Aktionsradius Wien.
Kooperation: Pierre Ramus Gesellschaft.
13.30 Uhr: Auftakt mit dem Film “Volk in Waffen”
Arbeiter, die aktiv im anarchistischen spanischen Gewerkschaftsverband CNT waren, haben sich mit dieser Filmdokumentation aus dem Jahr 1936 selber zu Hauptdarstellern gemacht. 46 min, D.
14.30 Uhr: Arena - Ägidi - und weiter?
Film, Fotos, Texte, Diskussion. Zur Kultur der Besetzungen in Wien. Insbesondere die Arena-Besetzung (1975) wird oft als das “österreichische 68” bezeichnet. 200.000 Menschen, schätzt man, haben die Arena, also das Gelände des Auslandsschlachthofes, während des langen Sommers der Besetzung - vom Juni bis zum Oktober 1976 - besucht. Die “Bagger der Sozialdemokratie” ( (c) Augustin) haben im Hebst 76 zusammen mit dem Juwel der Industriearchitektur auch den stärksten Versuch der Realisierung einer Lebens-, Kultur- und Arbeits-Utopie zerstört. Als “Zeitzeuge” und Mitbesetzer berichtet der Kunsthistoriker Dieter Schrage über die Anarchogruppe “Springinkerl” und über weitere A-Aspekte der Arenabewegung. Helmut Pfügls Videofilm über die bewegenden Arena-Tage (vor 32 Jahren) werden Robert Newalds Fotos über die Räumung der “Ägidigase” (vor 20 Jahren) gegenüber gestellt.
15.30 Uhr: Die Vergessenen
Herbert Müller-Guttenbrunn und Pierre Ramus haben zumindest drei Dinge gemeinsam: Sie werden, weil ihr Denken auch heute unvermindert subversiv wäre, aus der Reihe der denkwürdigen historischen Personen Österreichs ausgeschlossen, sie waren Anarchisten - und sie lebten beide in Klosterneuburg. Allerdings als zerstrittene Nachbarn. Ein dritter vergessener Anarchist kannte sie beide: der Wiener Karl. F. Kocmata, Herausgeber der Anarcho-Zeitung “Ver!”, Kriegsdienstverweigerer und Gefängniskritiker. Vorgestellt werden die Avantgardisten der Staatskritik von Gerhard Senft, Beatrix Müller und Reinhard Müller. Aus dem “Alphabet des anarchistischen Amateurs” (Müller-Guttenbrunn) liest Maren Rahmann.
17.00 Uhr: Hubsi Kramer über Hermann Schürrer
Vor 25 Jahren starb mit Hermann Schürrer ein Dichter, der keine Trennung zwischen Kunst und Leben zuließ und es vielleicht deshalb zu keinem “Ansehen” brachte. Für manche Literatur-Kenner ist Schürrer der bedeutendste “unbekannte” Dichter Österreichs der Nachkriegszeit. “Er ist jedenfalls der bedeutendste Vaganten-Dichter Österreichs. Eine Dichter-Gattung, die nicht oft vorkommt. Er passte wie die Faust auf das Auge der permanenten österreichischen Verdrängung. Wie kein zweiter Künstler nach 1945 war er - in Schrift und Tat - ein lebender Spiegel dieses spießigen, faschistoiden Nachkriegs-Österreichs”, sagt Hubsi Kramer. Wann immer der Regisseur sich öffentlich an Hermann Schürrer erinnert, ist von zwei biografischen und folgenreichen Ohrfeigen die Rede. Die Adressaten galten dem Staat und der Psychiatrie, den Lieblingsfeinden der AnarchistInnen. Eine Ohrfeige empfing ein Polizist, die andere ein Repräsentant der Entmündigungs-Psychiatrie.
18.00 Uhr: Lexikon der Sabotage
Handlungsanleitungen zur Schädigung der Firma, die dich ausbeutet und demütigt. Peter A. Krobath stellt das Buch vor, das er zusammen mit Bernhard Halmer im Sonderzahl Verlag herausgab: “Ein kurzweiliges und spannendes Sittenbild unserer Arbeitswelt.”
19.00 Uhr: Bob Hewis singt Billy Bragg
Der Dichter, Übersetzer, Drehbuchautor und Schauspieler Bob Hewis ist ein in Wien lebender Billy Bragg-Fan. Mit seiner Gitarre interpretiert Bob die Songs des nonkonformistischen Singer-Songwriters Billy Bragg. Im bekanntesten dieser Lieder heißt es ironisch: I’m not looking for A New England / I’m just looking for another girl. Die große Zeit Braggs waren dessen ermunternden spontanen Solidaritäts-Konzerte an den Brennpunkten des großen Bergarbeiterstreiks gegen die Thatcher-Regierung.
20.00 Uhr: Jiddisch & libertär. Tom Soxberger über den Journalisten Sigmund Löw
Der Wiener Publizist Tom Soxberger hat eben sein Buch “Nackte Lieder. Jiddische Literatur aus Wien 1915 bis 1938” herausgebracht. Im Entstehungsprozess war er auf den Journalisten Sigmund Löw gestoßen - einer aus dem kleinen jiddisch-sprachigen Anarchistenmilieu Wiens nach dem Ersten
Weltkrieg. Eines seiner journalistischen Themen war die Selbstorganisation der Obdachlosen. In den 30er Jahren arbeitete er für die Kommunistische Internationale und für die “Rote Hilfe!”, eine Organisation, die politische Gefangene unterstützte. 1933 wurde er in Berlin verhaftet und nach Schweden ausgewiesen. Löw ging nach Moskau, wo er nach zweijähriger Tätigkeit als Schriftsteller in die Mühlen des Stalin’schen Terrorapparats geriet. Er starb in einem sibirischen Straflager.
21.00 Uhr: “Die Tat des Anarchisten Lucheni. Oder: E finita la commedia”
“Erlauchter Herr Präsident, da der Endunterzeichnete sich in den für eine Enthauptung erforderlichen Voraussetzungen befindet und weiß, dass eine solche Strafe in der Republik und dem Kanton Genf nicht existiert, habe ich die Ehre, Eure Exzellenz zu bitten, mich nach den Gesetzen des Kantons Luzern richten zu lassen, da mir bekannt ist, dass eine solche Strafe in diesem Territorium in Kraft ist. Ich bitte Eure Exzellenz, nicht etwa anzunehmen, dass mein Gesuch nicht ernst gemeint ist. Im Gegenteil! Sollte es notwendig sein, bitte ich Sie, sich mit den Repräsentanten des Schweizer Staats zu beraten. Ihr Ihnen verbundener Luigi Lucheni, Anarchist - und einer der gefährlichsten.” Das tödliche Attentat auf Kaiserin Sisi am Genfer See (1898) durch den jungen italienischen Anarchisten Luigi Lucheni ist Ausgangspunkt einer Hommage von Dieter Schrage, die - in Form einer szenischen Lesung - von Mitgliedern des Ersten Wiener Lesetheaters präsentiert wird. Die Szenen basieren auf historischen Dokumenten (siehe Zitat) und Gerichtsakten. Dieter Schrage ist ehemaliger Ausstellungsmacher des Museums Moderner Kunst.
22.00 Uhr: Lieder gegen die Macht. Von Soyfer bis Degenhardt
Mt Heinz Kreuer (voc, git) und Maren Rahmann(voc, akk). Unglaublich, sogar unter den Reinhard Mey-Songs entdeckte der aus dem Rheinland stammende Sänger Kreuer einen, der jeder Anarchistin, jedem Anarchisten ans Herz geht.
23.00 Uhr: Soloperformance Monika Kribusz “Zwei ohne Herrschaft”
Die Gastgeberin stellt ihr Stück vor, das extra für diese Veranstaltung maßgeschneidert wurde. Wenn man weiß, dass die kleinen und großen Revolten gegen die Macht wie kurze Krankheiten sind, durch die die Macht unbeschadet durchgeht - was tun, um so zu leben, dass niemand über dir, aber auch niemand unter dir steht? Dazu: Das A im Herzen - Street Art Schablone von Monika Kribusz. Eine Geburtsstunde.
24.00 Uhr: Anarchistisch tanzen für AnfängerInnen
Niemand führt, niemand wird geführt. Auch der Kursleiter ist Anfänger.
Zeit: 13.00 bis 01.00 Uhr, Eintritt: 10 Euro.