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Psynema 4 - Vortrag, Film, Diskussion
18 Uhr Vortrag | Andrea Sabbadini
The Window and the Door. Voyeurism and Virginity
Jungfräulichkeit, die „(noch) nicht gemachte Erfahrung des genitalen Verkehrs“, lässt sich nur indirekt darstellen – was Filme quer durch alle Genres bislang taten, von leichten Komödien über tiefgehende Melodramen bis hin zu Horrorstreifen. Die Perversion des Voyeurismus aus psychoanalytischer Sicht möchte ich kommentieren, über seine Relevanz für das Medium Film reflektieren, wobei mein Hauptaugenmerk Kieslowskis “Ein kurzer Film über die Liebe” gilt. Der 19jährige Tomek hat noch nie mit einer Frau geschlafen, beobachtet indes durch ein Fernrohr seine attraktive Nachbarin Magda, in die er sich verliebt. Seine ödipale Fixierung hat er m. E. noch nicht überwunden und würde eine sexuelle Beziehung wohl als Betrug an seiner Mutter oder als Inszenierung einer Inzestfantasie erleben. Folglich ersetzt er den Geschlechtsakt durch regressiven prä-ödipalen Voyeurismus, der ihm, ohne emotional riskanten Körperkontakt, in Magdas Sphäre einzudringen erlaubt. Auch die verunsicherte 19jährige Jungfrau aus Bertoluccis “Stealing Beauty” (1996) muss erst ihren Vater finden, bevor sie ihre Hemmungen ablegen kann. (In englischer Sprache, freier Eintritt)
Andrea Sabbadini arbeitet als Psychoanalytiker und Supervisor in London, ist Fellow am Institute of Psychoanalysis, Honorary Secretary der British Psychoanalytical Society, Mitglied der International Psychoanalytic Association und lehrt am Regent’s bzw. am University College in London. Präsident des European Psychoanalytic Film Festival. Herausgeber der Zeitschrift „Psychoanalysis and History“ sowie der Publikationen „Time in psychoanalysis“; „Even paranoids have enemies“; „The couch and the silver screen“; „Projected shadows“ und „Psychoanalytic visions of cinema / Cinematic visions of psychoanalysis“.
19 Uhr Film | Ein kurzer Film über die Liebe (Krotki Film O Milosci)
Polen 1988. Regie: Krzysztof Kieslowski. Mit Grazyna Szapolowska, Olaf Lubaszenko. OmU. 83 Minuten.
Der Film ist die Langversion der sechsten der zehn einstündigen Episoden des Dekalog, die Kieslowski für das Fernsehen drehte. Ein schüchterner Teenager wird zum Voyeur und beobachtet von seinem Schlafzimmerfenster aus eine um zehn Jahre ältere Frau. Der Versuch, ihre Liebesgeschichte schließlich körperlich auszuleben, scheitert jedoch an ihren unterschiedlichen emotionalen Entwicklungsstadien und endet mit einer Tragödie. (Andrea Sabbadini)
20.30 Uhr Diskussion | mit Andrea Sabbadini
Moderation: August Ruhs
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Psynema – Licht in dunklen Räumen. Psychoanalyse, Film und Kino
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von
SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien
* Brigitte Mayr, Wilbirg Brainin-Donnenberg
Wiener Psychoanalytische Akademie
* August Ruhs, Christine Diercks
