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Türkische Kulturwochen: Zeichen des Alltags

Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Ausstellung
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1 Termin
Dienstag 27. März 2018
27. März 2018
Di
18:30
Türkische Kulturwochen: Zeichen des Alltags
Palais Porcia Herrengasse 23 1010 Wien

Türkei im Augenblick. Aspekte der Alltagskultur

Türkische Kulturwochen in Wien 2008
Zeichen des Alltags

Nein, diesmal sollte es – ganz dezidiert – kein Überblick zum Schaffen der Kunstszene eines Landes sein. Es geht viel mehr darum, innerhalb einer Ausstellung zu zeigen, wie sich - am konkreten Beispiel der Türkei – die bildende Kunst der Ausdrucksformen einer Sub- und Populärkultur bedient, um gesellschaftspolitische wie soziale Thematiken zu behandeln. Zeichen, die man im öffentlichen Raum vermuten würde, finden so den Weg in Ausstellungsräume, ebenso wie künstlerische Ausdrucksformen, die ihre Entsprechung in Satiremagazinen, Comics oder Trickfilmen haben könnten. Das Prinzip des Indexikalischen als unmittelbarer Abdruck oder Markierung hinterlässt Fährten, die so zu Spuren des Alltags werden.

Von Nalan Yirtmac zu Schablonen umfunktionierte Jahrzehnte alte Dokumentationsfotos von türkischen Gastarbeitern werden so zum überall einsetzbaren Versatzstück des geduldigen Wartens, ein die Länge eines Raumes ausfüllendes gestempeltes Kornfeld von Selim Birsel erweist sich bei näherem Hinsehen als wenig taugliches Saatgut. Flüchtig und abwechslungsreich wie das tägliche Leben nun mal ist, zeichnet Ceren Oykut ihre witzigen Alltagsbeobachtungen – auch als Performance oder als live act zur Musik von Baba Zula – direkt an die Wände. Stolpersteine wie Unebenheiten am Zeichengrund werden durchaus mit einbezogen und so konnte es auch schon mal vorkommen, dass eine Fehlstelle im Putz zur Last des dazu gezeichneten Sisyphus wurde. Nermin Er verlangsamt und vertieft das schnelllebige wie zweidimensionale Medium der Comics alleine durch ihre Arbeitszeit. Lapidare Momentaufnahmen werden so in der Technik des Scherenschnittes zu fragilen, mehrschichtigen Leuchtkästen zusammengefügt. Mit der Bildsprache von Fanzines, aber auch Animationen kommentiert und kritisiert das Projekt Extrastruggle die politischen und sozialen Veränderungen in seinem Land. Nach eigenen Angaben hingegen versteht sich Extrastruggle als Büro für Grafikdesign, das Logos für unterdrückte Gesellschaftsschichten anbietet.

Ein weiterer Aspekt, der für die Ausstellung wie auch für die gesamte Veranstaltungsreihe relevant erscheint, ist die doch sehr spezifische Geste, mit der eigenen kulturellen Tradition umzugehen. Sei es nun in einer ins figürliche übergeleiteten Kalligraphie wie jene Atlanten von Murat Morova, die ihrer Last überdrüssig geworden zu sein scheinen oder in der zitathaften Verwendung einer überlieferten Bildsprache. İnci Eviner arbeitet mit Motiven aus der westlichen und islamischen Kultur, die sie gemeinsam mit gezeichneten Erinnerungen – wie sie schreibt – in einen Topf wirft und schüttelt, bis diese alles verloren haben, wofür sie zuvor noch standen. Mit diesen Zeichnungen auf Papier, Ausdrucken und Klebefolien werden immer neue Wände und Räume arrangiert, in diesem Falle zur Arbeit INDEX. Bei Murat Şahinler ist es nicht eine Ikonografie von Bildern, jedoch von Posen. Der alte Mann im „Türkensitz“ auf dem klapprigen Sessel scheint zeitlos und würde man ein Bild zur Illustration des Begriffes „Keyif“, der tief versunkenen Muse der türkischen Männer suchen, dann wäre dies wohl bestens geeignet.

Die Türkei als Passage zwischen Orient und Okzident erscheint in diesem Zusammenhang als ein viel zu romantisches Bild dessen, was derlei Positionen ausmacht. Vielleicht kann man es am ehesten wieder mit jener Formulierung auf den Punkt bringen, dass hier Synthese zum Prinzip gemacht wird. Diesmal sind es weniger Brücken zwischen Ost und West, als zwischen dem High der Kunst und dem Low einer Alltagskultur beziehungsweise einmal mehr zwischen Tradition und Moderne.

Index, ein Fingerzeig auf dieses ambivalente Verhältnis zwischen den verschiedenen Ebenen der Kultur eines Landes, in dem sich ohnehin alles zu verändern scheint.

Kuratoren: Deniz Ova, Daniela Gregori
Konzeption Porcia: Daniela Gregori

Archiv-Screenshot:

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