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Stefan Emmelmann - Tokyo Project Event
„… Was zuerst als Extremvariante einer Stadt anmutet, entpuppt sich sukzessive als das Gegenteil, als Nicht-Stadt. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Superdichte überhaupt nur funktionieren kann, wenn sie alles vermeintlich städtische abwirft und zu einem reinen Zustand der Intensität wird, wie man ihn sonst nur aus Kunst, Musik, Medien kennt. Die Maximierung der Stadt ist also gleichzeitig ihr Ende und der Prozess der Verdichtung eigentlich ein Prozess der Austreibung. Superdichte ist die finale Steigerung all dessen, was unter urban subsummiert werden kann, verliert aber durch die Steigerung alles, was mit urban assoziiert werden kann. Die Stadt entledigt sich ihrer selbst…
Superdichte ist kein japanisches Kuriosum, ebenso wenig ein beliebiger Abschnitt in der Evolution der Stadt, sondern markiert einen generellen Grenzzustand…
…Damit stellt Superdichte alles in den Schatten, was bislang an optischer Expression versucht worden ist. An Orten wie Shinjuku ist es erstmals möglich Farbe zu betreten, sich in einem Farbsturm in Stadtdimension aufzuhalten. Die wechselnden Farbsignale lassen im Sekunden-rhythmus Wahrnehmungsintensitäten entstehen und nehmen sie wieder weg, lassen sie langsam ansammeln, aufleuchten, einen schrillen Höhepunkt erreichen und wieder erlöschen, je nach Belieben. Noch immer ein Bewegungsgebilde, aber nunmehr weitestgehend abstrahiert, engagiert die Leuchtfarbenstadt keine Einsteiger oder Aussteiger, keine Kundenbewegung, keine Kaufbewegung und auch keine Informationsbewegung mehr, sondern nur mehr massive Ausdrucksbewegung, gleich abgefackelter Energie, als selbstbewußt verschwenderisches Zeugnis der versammelten Potenz…”
Wolfgang Koelbl, „Tokyo Superdichte“
Ritter Verlag, 2000