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Würden wir Nein sagen?

Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Ausstellung
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1 Termin
Dienstag 27. März 2018
27. März 2018
Di
19:00
Würden wir Nein sagen?
Shultz Siebensterngasse 31 1070 Wien und verteilt in den Geschäften und Gastronomiebetrieben in der Kirchengasse und Siebensterngasse

WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? ist eine partizipative Ausstellungsinstallation zu Polemiken rund um das Thema Arbeit in einem Vergleich von NS-Propaganda und einem Blick auf Wien heute, veranstaltet von der Medienkünstlerin Alexandra Reill in Kooperation mit den Geschäftsleuten der Kirchengasse und Siebensterngasse:

GRIECHISCHES SPEZIALITÄTENRESTAURANT ALEXIS . HOTEL ALTSTADT VIENNA . AT FIRST SIGHT . ELEKTRO ATZLER . BERFIN . BLUMEN SONJA SCHEIDL . CHICHO HÄNGEMATTEN . COLLI EXCLUSIVE SHIRTS . REISEBÜRO COLUMBUS-CONDOR . CONTINIS - ALT WIENER BUCH- UND GRAFIK-KABINETT . DISASTER CLOTHING . FLEUR-BLUMEN . GALERIE HOLZER . INTERNI TOSCANI . KARASAN . KINDERTRUHE . HERR UND FRAU KLEIN . KOSMOS THEATER . LOBO Y LUNA . BRILLEN GIOVANNI . CAFE MENTONE . EDELHAUSRAT NIESSNER . GLASEREI ORTNER INH. MICHAEL VLASIC . GALERIE PLANK . ATELIER POLLSIRI . RATTLE SNAKE . BERUFSKLEIDUNG SCHNEPF . CAFÉ SIEBENSTERN . CAFÉ-BAR SHULTZ . SONTECH . STEMPEL HASLINGER SCHILDER . STEPPENWOLF . SU-RÉE SCHMUCKDESIGN . CAFFÉBAR TESTA ROSSA . VOM FASS . WARMUTH UND FRISEURE . ZAPATERIA .

Vernissage:
17. Oktober 2008, 19:00, Shultz, Siebensterngasse 31, 1070 Wien

Zur Eröffnung sprechen
Madeleine Reiser, Bezirksvorsteher-Stv. Neubau,
Manfred Lindner, IG der Kaufleute Kirchengasse und Siebensterngasse,
Gilda Horvath, ORF Volksgruppenredaktion.

Vergilbte Postkarten finden sich in den Geschäftslokalen in der Kirchengasse und in der Siebensterngasse in Wien Neubau neben den Kassen und werden von den Handelstreibenden bei jedem Kauf oder auch Gespräch an KundInnen verteilt - als Zeichen kritischer Stimme und Anregung zu eigener, aktiver Position, mitgenommen durch jede/n, der die Anregung annehmen möchte, der ein eigenes Zeichen kritischer Stimme für sich mitnehmen möchte. Die Kartenserie zeigt einen Vergleich der Argumente damals und heute ein und arbeitet diese als Zitatsammlung von medialen Eindrücken aus Zeitungen und TV in Bild und Wort auf.

Armut greift um sich, Arbeitslosigkeit steigt, Rezession und Wirtschaftskrise sind keine fremden Worte mehr. Die Berichterstattung in Tageszeitungen und TV berichten täglich darüber. Dazu kombiniert sich die Angst vor dem Fremden, vor den Fremden – nicht wirklich verschieden von Argumentationslinien aus der NS-Zeit, wo Slogan war, dass verhindert werden sollte, dass „die Mongolen kommen“, wo „Überfremdung“ grausames Schlagwort war - in einer Zeit, aus der tausendfach Fotos vorliegen, die hungernde Menschen, angestellt in langen Reihen vor Volksküchen und hungernd, oftmals obdachlos auf der Straße, selbst versehen mit umgehängten Schildern zeigen, die sagen: „Ich suche Arbeit“.

Hier liegt aktuell wie in einem frühen Informationszeitalter gesellschaftliche Brisanz vor: Während der Entstehung der Arbeiterbewegung sahen die frühen Sozialdemokraten in »der Arbeit« den Grund allen gesellschaftlichen Reichtums und so fordern auch die heutigen »Arbeit für alle!«. Die »realsozialistischen« Akkumulationsregimes zu Beginn des 20. Jahrhunderts gingen […] einen Schritt weiter und erhoben den Arbeitskultus zur Staatsreligion: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen!«, so Lenin in Anlehnung an den Apostel Paulus. […][1]

Spätestens, seit »Arbeit macht frei« über dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz prangte (und auch an den Eingängen weiterer Vernichtungslager), wo der Wahn des deutschen Arbeitsethos zur Vernichtung aller führte, die als »Nicht-Arbeitende«, als so genannte »Raffende« oder »Parasiten« projektiv stigmatisiert wurden, ist es geradezu notwendig angesagt misstrauisch zu sein, wenn »Arbeit« mit menschlicher Emanzipation per se gleichgesetzt wird.[2]

So versteht sich das Projekt WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? als Aufzeigen entsprechender Parallelen in historischen und aktuellen Argumentationslinien - in Zeiten, in denen Arbeit mehr und mehr verloren zu gehen scheint. In diesem Kontext versteht sich WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? ebenso als Appell an Politik und Menschenrechte zur Sicherung von Wohlstand, sozialen Friedens und Weiterentwicklung von Demokratie. In einem Gedenken der NS-Opfer kann eine zeitgenössische Diskussion dieser Themen gleichzeitig einen nahezu zur Gänze fehlenden Widerstand nicht entschuldigen, selbst wenn die in den 30er Jahren hohe Arbeitslosigkeit und infolge großer Hunger und verbreitete Obdachlosigkeit zwar sicher Motivation für eine erhöhte Bereitschaft, Hitler zu folgen, bilden konnten. Doch zu entschuldigen ist der nahezu zur Gänze fehlende Widerstand noch heute nicht, insbesondere angesichts der Kolportation ähnlicher, wenn nicht gleicher, wenn nicht selbiger Polemiken rund um das Thema Arbeit, Wohlstand und Armut, Polemiken, die gesellschaftlichen Boden bereiten, dessen Züge nur allzu bekannt sind.

Geschichtsbilder ebenso wie politische Einstellungen und Meinungen etablieren sich nicht von selbst, sie werden vermittelt, narrativ weitergegeben, entstehen durch Kommunikation und verändern sich im Laufe von Kommunikationsprozessen.[3]

So ist Anliegen von WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? in aktiver Kooperation mit Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden Kommunikationsprozesse zu befördern, die in einem Gedenken der Arisierungen 1938, die ja massiv auch in Wien Neubau angesiedelte Unternehmen betrafen, dazu beitragen, dass wir Nein sagen, wo Nein Demokratie, Menschenrechte und gleichberechtigte Zugänge zu gesellschaftlichen Chancen, zu Bildung, Arbeit und Wohlstand für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen bedeuten kann.

Ausstellungsdauer:
18. Oktober bis 18. November 2008

Vierwöchige partizipative Installation in den Geschäften der Kirchengasse und Siebensterngasse in Neubau, Ausstellungszentrale: Shultz an der Ecke Kirchengasse und Siebensternplatz

Unterstützung
Das Projekt kann mit der freundlichen Unterstützung der Kulturabteilung Wien/Bezirksaktivitäten 1070, der IG Kaufleute Kirchengasse und Siebensterngasse, dem Amerlinghaus Wien, dem Gastronomiebetrieb Shultz, der Galerie Plank und der NGO kanonmedia umgesetzt werden.

Konzept und Pressekontakt
Alexandra Reill
kanonmedia
call: 06991 820 70 03
mailto: alexandra.reill@kanonmedia.com
visit: http://www.kanonmedia.com

Pressefoto:
ÖNB Digitales Bildarchiv, Weltbild: Anschluß 1938.
Auf Anfrage stehen auch weitere Pressefotos und Sujets aus dem Projekt hoch auflösend zur Verfügung.

Produktion
kanonmedia, Wien 2008

[1] Biene Baumeister, Aufhebung der Arbeit! – Bewahrung, Abschaffung oder sublimierende Überwindung?, in: Seltsamer Zusammenschluss, http://seltsamer-zusammenschluss.org/?p=112, 17/11/07, Aufruf 15/06/08

[2] Ibd.

[3] Gertraud Diendorfer/Petra Dorfstätter/Christiane Hintermann/Oliver Rathkolb, Dissonante Geschichtsbilder? Empirische Untersuchung zu Geschichtsbewusstsein und Identitätskonstruktionen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Wien, Demokratiezentrum Wien, 2007


kanonmedia
ngo for new media
12/24, richtergasse
a 1070 vienna

call: ++43[0]6991 820 70 03
mailto: alexandra.reill@kanonmedia.com
visit: http://www.kanonmedia.com

Archiv-Screenshot:

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