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Freiheit ist ein Leichtes, wo sie fehlt. Und sie ist komplex und verwirrend, sobald sie zu unserer Verfügung steht (oder zu stehen scheint). Heute, da es offenbar keine Zensur mehr gibt, besteht auch keine Disziplinarmacht mehr, die unsere bürgerliche wie kreative Freiheit einschränken könnte. Doch wie es scheint, sind wir selbst durchaus fähig, uns der Freiheit zu verweigern um der Solidarität innerhalb einer Gemeinschaft oder des Res- pekts für den anderen willen (es gibt andere Ausreden). Wir leh- nen Freiheit ab aus Angst, sie werde uns in Verwirrung stürzen, und weil uns schlicht die echten Werte fehlen, die sie rechtfer- tigen könnten. Wohin mit der Freiheit, wenn keiner sie braucht?
Viktor Misiano (geb. 1957 in Moskau) ist Kurator und Kunstkriti- ker. Er hat zahlreiche Ausstellungen in aller Welt kuratiert, darunter die russischen Beiträge zur Istanbul Biennale (1992), der Venedig Biennale (1995 und 2003), der São Paulo Biennale (2002 und 2004) und der Valencia Biennale (2001). Er ist Mit- begründer und Chefredakteur des Moscow Art Magazine (Moskau). Er ist Ehrendoktor für Kunst und Gestaltung der Universität Helsinki. Er lebt in Moskau.
