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Depth of Texture Event

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Dienstag
27. März
2018
ab
19:00
Uhr
Area 53
Gumpendorferstrasse 53
1060 Wien
- AREA 53. Atelier & Gallery Gumpendorfer Straße 53 1060 Vienna / Austria
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Ausstellung

Annja Krautgasser, Roland Maurmair, Nina Tommasi

Der Globus ist erforscht. Innen, außen, - oben, wie unten es gibt es kaum einen unbekannten, nicht definierten Ort.
Egal wohin wir blicken, ob auf ferne Planeten oder durch ein Mikroskop, beim Vorstoß in ein unbekanntes Terrain wird zuerst dessen Oberfläche sondiert, dann folgen Probebohrungen in tiefere Schichten. Erreicht man die Grenzen der sensitiven Abtastungsmöglichkeiten, helfen uns technologische Prothesen und mediale Dispositive beim weiteren Wahrnehmen, Erkennen und Verstehen der Wirklichkeit.
Verringert man die Entfernung zum beobachteten Gegenstand verändert sich automatisch der Betrachtungsstandpunkt und folglich auch die Sichtweise: Dringt man in die Oberfläche eines betrachteten Objekts, lässt sich eine mehrschichtige, mehr-dimensionale Struktur erkennen, ein in die Tiefe gebildetes Netzwerk aus Hüllen und Schalen, welches wir als unseren physikalischen Raum definieren…
noch näher betrachtet, wird der Materieanteil unserer Realität sehr gering, ein paar sich ständig bewegende Teilchen und leerer Raum als das Dazwischenliegende.

Paradox ist, dass wir uns damit zufrieden geben, zweidimensionale Bilder eines Rasterelektronenmikroskops, oder der amerikanischen Marssonde zu betrachten, um dann so zutun, als wäre damit unsere Wirklichkeit erklärt. Wir beschreiben und generieren die Welt in Form von Sprache, Texten und Bildern, - deren Projektion auf Papier oder durch eine mediale Apparatur liefert uns als Ergebnis Abbilder unserer selbsterfundenen Realität. Wir sitzen vor einer zweidimensionalen Mattscheibe und blicken durch sie in eine illusorische Ferne, zeigen uns interessiert am Bilderfluss, der uns Information und Unterhaltung liefert und eine menschliche Nähe zu vermitteln versucht. Wir bemerken nicht, die technische Peripherie bedienend, dass wir die Medien ohne Augenzwinkern in unsere Nähe gelassen, sie als dritte Haut überstreift haben und sich Durchblick und Transparenz nur mit Mühe bewahren lassen. Wir agieren selbst nur mehr als Interfaces der von uns erfundenen Maschinen, die uns helfen unsere abstrakten Ideen, Systeme und Theorien in Virtuellen zu realisieren, um uns die Beschaffenheit unserer Welt zu erklären. Strecken, Dimensionen und Wahrscheinlichkeiten werden sinnlich erfahrbar vereinfacht dargestellt, medial reproduziert und audiovisuell aufbereitet. Die in unserem Kopf (, der eigentlichen zentralen Steuereinheit) generierten Codes, Programme, Standards und Normen, die die Abläufe unserer Wirklichkeit mathematisch beschreiben, werden ausgelagert und externe Steuerungs-, Rechen- und Speichereinheiten übernehmen immer mehr Aufgaben. Wenn wir diesen zu viel Verantwortung übertragen wird es schwierig zu erkennen, wer was unter Kontrolle hat.

In Deutschland wurde dieser Tage der PC zum Teil der persönlichen Intimsphäre erklärt. Das Tagebuch, das früher ein Speicher von persönlichem Gedankengut war, wurde vom PC abgelöst. Brauchte man früher noch schwerwiegende Gründe und Verdachtsmomente für eine Durchsuchung der Privatsphäre ist ein Zugriff von außen durch die Technologisierung der Gesellschaft einfacher geworden, andere gesellschaftliche Ansichten auf seinem PC zu speichern, als die örtlich medial verbreiteten und sozial wie politisch akzeptierten könnte problematisch für die Gesellschaft sein und bedarf einer automatisierten Kontrolle. Man hat also die Möglichkeit aus verschiedenen kulturellen, politischen oder religiösen Weltanschauungen zu wählen, letztendlich erlaubt der Staat bzw. die Gesellschaft keine persönliche Differenzierung, weicht man vom Zentrum ab, begibt man sich früher oder später automatisch in eine Randposition, zumindest aus zentraler Perspektive. Es bleibt eine Frage des Bertrachtungsstandpunkts. Nicht nur aus subjektiver Sicht, auch aus der Sicht des Systems selbst.
Solange man sich im System befindet ist es schwierig Aussagen über dessen Beschaffenheit zu äußern, verändert man seine Position, bzw. verändert man z.B.: die Codes, dann verändert sich das Programm, der Ablauf und das System selbst. Die Aus-sagen die man treffen wollte, stimmen nicht mehr, weil sich das System verändert hat.
Wir glauben unterscheiden zu können zwischen Akzeptanz und Ablehnung zwischen ein- und ausschließen, zwischen Nähe und Ferne und müssen in diesem Zusammenspiel der Unterschiede erkennen, das sich der Raum verdichtet, der Ort verschwindet, es keine klare Grenzen gibt, nur Annäherungen und Entfernungen.

Im urbanen Kontext besitzt der Begriff der Peripherie eine soziokultureller Relevanz: Die Pariser Vororte “les banlieues”, die wie Kolonien abgeschottet und ghettoisiert von der restlichen Stadtgemeinschaft scheinbar autark eigene Zentren in sich bilden, siedeln örtlich betrachtet an derselben Stelle wie die wohlbehüteten Reichenvierteln die “gated communities” unserer Großstädte, abseits vom eigentlichen Stadtkern. Bei dieser Disparität stellt sich nicht die Frage wer ist drinnen und wer draussen, sondern wo?
Kollabiert eines der urbanen Subsysteme ist das ganze System betroffen, wie z.B. bei den Ausschreitungen im Jahre 2005 in Clichy-sous-Bois. Was als Auseinandersetzung zwischen der Polizei und 3 afrikanischen Jugendlichen begann, weitete sich auf ganz Frankreich aus und die Autos brannten bald im ganzen Land. Sogar in anderen europäischen Städten zündeten Jugendliche Fahrzeuge an. Resultierend wurde die Integrationsdebatte in ganz Europa aufs Neue medial diskutiert.
Durch die Medialität unserer Gesellschaft ist der Raum enger geworden. Es gibt keinen Ort mehr der unberührt ist, keinen der nicht vom verdichteten Informationsfluss erfasst, bzw. im Virtuellen generiert wird.
“Der Raum, der einmal ein begehbarer und erfahrbarer Raum und daher ein Raum zum Bereisen war, ist dezentralisiert, differenziert, uneinheitlich, aufgelöst: ein Raum im Fluß. Er ist nirgends und überall, was im globalen elektronischen Zeitalter keine Überraschung ist. Jeder Ort ist so gut wie jeder andere Ort, wenn er nur digital generiert werden kann.”[1] <#_ftn1>
Neues zu entdecken scheint schwierig. Als Ausweg bleibt eine Reise nach Innen, eine Erforschung der Oberfläche des inneren Selbst. Ein Exit, das zugleich ein In-it ist. Startet man diesen internen Prozess, stellt man fest, dass das Selbst ein Multiple ist; ein Konglomerat zusammengesetzt aus Eindrücken, Vorstellungen, Normen, Stimmungen, Sehnsüchten und Wünschen. Beim näheren Hinsehen wird kein klares Profil erkennbar. Ein Dilemma. Oder viele.

Die obigen Gedanken über Oberfläche, Dimension, Peripherie, Entfernung, Interface, Betrachtungsstandpunkt und Kontrolle dienen uns als Ansatz für weitere Forschungen in medientheoretischer Hinsicht. Wir nehmen diese Ausstellung zum Anlass und suchen die Codes und Programme aus denen unsere Wirklichkeit gestrickt ist. Präsentiert werden künstlerische Outputs in Form von medien-technischen Installationen, Graphik und Video.

[1] Aurel Schmidt, Von Raum zu Raum, Merve 1998/ S.90/f.

 
Archiv-Screenshot:

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