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Gernot Wieland: Tomorrow is a long time Event
Opening reception:
Introduction: Annette Südbeck
Exhibition:
Exhibition from June 11 through July 11, 2008
Open Monday to Friday from 10 a.m. to 6 p.m.
“Tomorrow is a long time” entstand letztes Jahr während eines Artist in Residence Aufenthalts an der Westküste Irlands. Die Arbeit nimmt den Betrachter mit in ein Dorf, das fast ausschließlich von alten Menschen bewohnt wird, die in einer vor zwei Jahrzehnten aufgelassenen Psychiatrie untergebracht waren und sich danach in der unmittelbaren Umgebung ansiedelten.
Ein Seemann, vor mehr als 30 Jahren verstorben, hatte eine besondere Eigenschaft: er tätowierte seine Mitinsassen. Auf ihrer Haut finden sich Zeichnungen aus Nautik und Architektur, Anekdoten, Karten, Symbole. Ich habe zum einen Fotos von verschiedenen Tätowierungen gemacht bzw. haben mir die Menschen, die nicht fotografiert werden wollten, ihre Tätowierung beschrieben. Ich habe dann - mit Hilfe der Tätowierten - versucht herauszufinden, welche Bedeutung die Zeichnungen haben, welchen Ursprung, welche biografische Notiz sie beinhalten. Das Motiv der Einladungskarte z. B. deutet auf eine ehemalige Reise hin und tatsächlich habe ich auf einem alten Globus die Inseln und die Route gefunden, die eben genau so tätowiert wurden. In der Ausstellung stelle ich nun die Fotos und die von mir damit in Zusammenhang meiner Recherche erstellten Ergebnisse gegenüber, wobei nicht sicher ist, ob meine Recherche ihren Ursprung richtig deutet. Eher als das ich einen klaren Erzählstrang biete, ziehe ich es vor, eine Art Labyrinth von Information zu präsentieren. Ich greife erneut einen wichtigen Ansatz in meiner Kunst auf - eine hermetische soziale Struktur und die Dynamik, die sich darin entwickelt. Zum anderen geht es - wie auch in anderen Arbeiten von mir - um Parallelwelten, wobei offen bleibt, ob sie fiktiv oder gleichwertig nebeneinander existieren. Die Zeichnungen auf der Haut erzählen eine merkwürdige Art von Lebensgeschichte eines Einzelnen. Biographische Notizen, vielleicht nur Marginalien. Schon die Tatsache, dass die Haut als Bildträger gewählt wurde, wo Linien, Schrunden, Flecken, Narben selbst die Lebengeschichte des “Bildträgers” erzählen, ist außergewöhnlich und zeigt eine Doppelung in sich mit den verblichenen Tätowierungen und eine Schlussfolgerung - die Geschichte des Einzelnen ist nie abgelöst von seiner Umgebung. (Gernot Wieland)