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Paul Pfeiffer: The Saints Event
Ausstellungsdauer 05. - 29. Juni 2008
Öffnungszeiten Täglich 10.00 - 22.00 Uhr, EINTRITT FREI
Vor dem Hintergrund der EURO 2008 (7. bis 29. Juni 2008) zeigt
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (T-B A21) The Saints, eine neue Sound- und Videoinstallation des New Yorker Künstlers Paul Pfeiffer. Eingebettet in die Kunstzone Karlsplatz, ein im Rahmen der EURO 2008 initiiertes stadtdramaturgisches Projekt, bespielt die Arbeit den Prechtlsaal des Haupttraktes der Technischen Universität.
Das Finale der Fußballweltmeisterschaft des Jahres 1966, als im Wembley-Stadion England und Deutschland zum ersten Mal nach Kriegsende aufeinander trafen, bildet den Hintergrund für Paul Pfeiffers neueste Arbeit The Saints. Die Installation basiert auf originalem Film- und Soundmaterial und rekonstruiert die akustischen Hauptmomente dieses legendären Spiels unter Teilnahme von etwa 1.000 Filipinos. Paul Pfeiffer begreift dieses Ereignis als Teil des kollektiven Gedächtnisses und die Masse der Fans als konstitutives Element des Stadions: Auf diese Weise verhandelt The Saints Topoi wie Identifikation, Historiographie, universale Übertragbarkeit von popkulturellen Motiven und fanatische Fankultur.
The Saints beleuchtet und reinszeniert in gleichem Maße das bedeutendste Sportereignis in Großbritanniens Nachkriegsgeschichte: Im Finale der Fußballweltmeisterschaft 1966 wird nicht nur durch das von England erzielte kontroversielle “Wembley-Tor” (Fußball-Geschichte neu geschrieben (der erste und einzige FIFA Sieg Englands), sondern auch durch das symbolhafte Aufeinandertreffen zweier vormaliger Kriegsgegner, die sich nun auf einem sinnbildlichen “Schlachtfeld” begegnen, umgeben von den Massen ihrer Anhänger.
Unter dem Jubeln und Gröhlen der Fans erbebt das Stadion, die Hymnen der Massen - Rule Britannia, Deutschland über alles, When the Saints Come Marching In - vermengen sich in einem rauschendem Getöse mit Sprechchören, die einzelnen Spielern gelten. Bobby Moore… Nobby Stiles… Sich zwischen überbordendem Enthusiasmus, nervöser Angst und kollektiver Freude bewegend, hallt der Klang von Wembleys Geschichte durch die raumgreifende Anordnung von Lautsprechern in Pfeiffers Arbeit wider, nunmehr jedoch als Soundtrack eines Phantomspektaktels.
Die Videoprojektionen legen nämlich eine überraschende Quelle für die fanatischen Klänge frei: Der Künstler hat eine Coverversion des Finales von 1966 in eine entfernte neue Szenerie übertragen. In einem Kino in Manila wurden ca. 1.000 junge Filipinos angeheuert, um jubelnd, singend und skandierend das Spiel von 1966 akustisch zu begleiten und neu zu inszenieren. Damit wird das Ereignis von 1966, im Sinne einer Manifestation der anonymen Masse, nicht nur rekonstruiert und aktualisiert, sondern auch örtlich und kulturell von Wembley nach Manila verlegt.
Paul Pfeiffers neue Arbeit untersucht die Performabilität von Geschichte, indem institutionalisierte Orte (Stadion vs. Kino), nicht in Frage gestellte Praktiken (zweifelhafte Besiegung der Besiegten) und restriktive Repräsentationsmodi, welche “die historiografische Operation” konstitutieren, befragt werden. Der Künstler reinszeniert nicht nur ein historisches Ereignis in einem neuen Kontext, vergleicht und überschreibt das Remake mit den Repräsentationen des ursprünglichen Spiels, sondern entwirft ein performatives Verstehen des Historischen, und legt dadurch frei, wie die Bilder, die Chöre und der Rahmen des Ereignisses von 1966 die komplexen Bedingungen seines spezifischen Kontextes reflektieren und ähnliche Tropen gebrauchen, um ein Publikum einst und heute zu erreichen.
Sound, Video und digitale Medien stehen im Mittelpunkt von Paul Pfeiffers Interesse. Er bedient sich ausgefeilter Bearbeitungstechniken, um vorhandenes Film-, Video- und Soundmaterial zu modifizieren: Symbolisch aufgeladene Momente aus der Welt von Popmusik und Sport werden auf die Rolle ikonischer Figuren untersucht und mit neuen Bedeutungsebenen versehen, wodurch sich breite assoziative Felder eröffnen. Aufgewachsen auf den Philippinen, lebt und arbeitet Paul Pfeiffer in New York City.
The Saints entstand im Auftrag von Artangel, einer in London ansässigen Institution, die sich in den letzten beiden Jahrzehnten durch die Kommissionierung von über 50 Kunstwerken international profiliert hat. Zum ersten Mal wurde Paul Pfeiffers Arbeit im Herbst 2007 im Londoner Stadtteil Wembley präsentiert, in unmittelbarer Nähe des neu errichteten Stadions.