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FORMLOSE MÖBEL
MAK zeigt Materialexperimente anhand von Sitzmöbeln
Mit der Ausstellung „Formlose Möbel“ zeigt das MAK erstmals die verschiedenen Aspekte und Ausprägungen des Formlosen im Möbeldesign auf. Seit den 1960er Jahren haben Designer und Künstler mit Material experimentiert, um Alternativen zum Bestehenden zu schaffen, und dabei formlose Sitzobjekte entwickelt. Die MAK-Ausstellung bietet mit Arbeiten von Gunnar Aargaard Andersen und Gaetano Pesce über Tejo Remy, Ron Arad und Bär+Knell bis zu Tom Dixon, Jerszey Seymour, Robert Stadler, Lothar Windels und den Gebrüdern Campana einen Überblick über das experimentelle Entwerfen in den letzten vierzig Jahren.
Künstler wie Robert Morris, Joseph Beuys, Michelangelo Pistoletto, César Baldaccini oder Lynda Benglis entdeckten Mitte der 1960er Jahre die Formlosigkeit als Ausgangspunkt für künstlerische Materialexperimente, mit raumgreifenden Anti-Formen aus ungestalteten Werkstoffen wie Fett, Erde und Lumpen oder Expansionen aus Kunststoff widersetzten sich diese Künstler den vorherrschenden Kunstgattungen.
Das neue Materialverständnis hatte auch einen großen Einfluss auf die Möbelentwürfe der zeitgenössischen Designer – etwa auf Gunnar Aargaard Andersens experimentellen „Armchair“ aus Polyurethan, auf Roger Deans aufgeschäumtes Sitzmöbel „Sea Urchin“ oder den berühmten „Sacco“ von Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro. Zur zentralen Figur formloser Objekte zwischen Kunst und Design wurde in den 1970er Jahren dann Gaetano Pesce, bei dessen Möbelstücken sich Form und Funktion bisweilen nur noch erahnen lassen.
Die formlosen Möbel verstanden sich als Verstoß gegen den Guten Geschmack beziehungsweise als Verweigerung der gängigen Konventionen im Bereich des Interieurs und der nur nach funktionalen Aspekten ausgerichteten Ausformung der Lebenswelt. Vor allem aber lassen sie sich als bewusste Missachtung der sogenannten Guten Form betrachten, die das Design der Nachkriegszeit dominiert hatte. In ihrer geradezu überladenen und chaotischen Struktur gingen diese Unformen aus Filzbahnen, Lumpenhaufen, Drahtgeflechten und Schaumstoffbergen oft weit über die verschnörkelten Schmuckformen des Barock hinaus und brachen strikt mit dem geometrischen Vokabular klassischer und moderner Gestaltung.
Die Ausstellung „Formlose Möbel“ bietet ein breites Spektrum von Objekten aus der bunt-euphorischen Epoche der Kunststoffe über Möbel aus gezielt einfachen und ärmlichen Materialien bis zu Objekten mit perfekten Oberflächen des digitalen Zeitalters. Die Schau bezieht sich thematisch auf die Auseinandersetzung mit den sich wandelnden theoretischen Vorstellungen der Formlosigkeit im 20. Jahrhundert von: Georges Batailles „informe“ über Robert Morris’ „Anti-Form“ und den neuesten experimentellen Spielarten des Formlosen in Texten von Greg Lynn oder Jerszy Seymour.
Im Fokus der Ausstellung stehen Sitzmöbel, die von den Entwerfern aufgrund ihrer Körperbezogenheit als zentrales Experimentierfeld im Bereich des Möbeldesigns herangezogen wurden. „Formlose Möbel“ der folgenden Designer werden im MAK gezeigt: von Gunnar A. Andersen und Gaetano Pesce über Ron Arad, Tejo Remy oder Bär+Knell bis zu den aktuellen Gestaltungsansätzen von Tom Dixon, Jerszey Seymour und den am Computer generierten „Blobjects“ von Greg Lynn oder Karim Rashid. Etwa die Hälfte der 18 ausgestellten Exponate stammt aus der Sammlung des MAK.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung findet in der MAK-Säulenhalle eine Live-Aktion des britischen Designers Tom Dixon statt, bei der dieser den Formierungsprozess seines „Fresh Fat Easy Chair“ zur Visualisierung der These eines „formlosen“ Möbels demonstriert.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „FORMLOSE MÖBEL“, herausgegeben von Peter Noever, Konzept und Text von Sebastian Hackenschmidt und Dietmar Rübel, deutsch/englisch, 136 S., ca. 80 farbige Abb., 21 x 26 cm, Broschur, ca. € 19,80, MAK Wien/Hatje Cantz, Ostfildern 2008.
