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discussion : theodor kramer und der sozialismus Event
Für Theodor Kramer war eine zukünftige bessere Welt kein Trost. Für ihn war das Gegenwärtige nichts Vorläufiges, war das Leben in seiner Zeit gültiges Leben - um so tragischer die Niederlagen, das Versagen, das Versäumte. So bietet er keine Entschädigung …, keine Lehre, die man daraus ziehen kann. In den Gedichten Kramers stellt sich die Vergeudung und Vernichtung menschlicher Substanz nie als ein Mißstand dar, der durch Reformen behoben werden könnte. Das bedeutet nicht, dass er ein Gegner von Reformen gewesen wäre. Was bei ihm entfällt, ist die Filterung und Verallgemeinerung konkreten Leids durch ein zwar auf Abhilfe sinnendes, sich darin aber der Konfrontation entziehendes Rationalitätsbewußtsein. Kramers Lyrik enthält daher in nicht geringem Maße das Motiv der Rache - im Sinne der direkten Schlußfolgerung aus erlittenem Unrecht. Ohne Empörung über das Unrecht ginge auch das Bild des Glücks und der Erfüllung, deren reale Möglichkeit durch das Unrecht vernichtet wird, verloren.
Eine Podiumsdiskussion mit Ljubomir Bratic, Siglinde Bolbecher und Gerald Grassl. Eintritt: frei!