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Elisabeth Bronfen: Nachtreisen Event
Vor allem Anfang war die Nacht. Alle Schöpfungsgeschichten beginnen damit, dass die ewige Nacht vom Tag überwunden wird. Dessen Sieg aber bleibt unvollkommen, denn die Nacht kehrt immer wieder. Und in der Nacht erwacht eine eigene Welt. Es schlägt die Stunde der Erscheinungen, der Verwandlungen, der Transgressionen, der Ängste und der Fantasien. Von solchen Szenen soll in diesem Vortrag die Rede sein. Weil sich diese Szenen der Nacht der Logik des Tages entziehen, sind sie nicht mit einem Begriff zu fassen, sondern werden in Romanen und auf der Kinoleinwand dargeboten. Das beginnt mit den Schöpfungsmythen der Antike, führt über Shakespeare zur Schauerliteratur, von Milton über Nietzsche in die Moderne. Die Psychoanalyse ist die erste Wissenschaft, die von der Nachtseite des Wissens Gebrauch macht, der Film noir die Kinogattung, in der die Dunkelheit des Kinosaals am deutlichsten mit der Handlung auf der Leinwand verschmilzt.
Die Kultur- und Literaturwissenschafterin Elisabeth Bronfen ist Professorin am Englischen Seminar der Universität Zürich. Soeben erschien im Hanser Verlag ihr Buch “Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht”, München 2008.
Wiener Vorlesung (MA 7) in Kooperation mit dem IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften.