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Beat Wyss: Die Identität des Anderen Event
1889 publiziert Henri Bergson seinen “Essai sur les données immédiates de la conscience”, der Kants Erkenntnistheorie einer Kritik unterzieht. Im gleichen Jahr lässt die Pariser “Exposition Universelle” die ganze Welt auf die Strecke zwischen Trocadéro und Champ de Mars zum sensomotorischen Erlebnis zusammenschrumpfen, worin die Bewegung das Kommando übernimmt, während Raum und Zeit als abstrakte Kategorien der Messbarkeit an Bedeutung verlieren. Im Prozess der Globalisierung wird räumliche Distanz abgebaut und dabei kulturelle Differenz freigelegt. Im Gegensatz zu einer postkolonialen Theorie, die eher statisch zwischen TäterInnen und Opfern unterscheidet, möchte Beat Wyss zeigen, dass sich die Kultur der europäischen Kolonialstaaten einer allmählichen “Kreolisierung” unterzieht. Wer die Ferne durchquert hat, entdeckt den Anderen als Fremden. Diesen Fremden jenseits verschwundener Distanz wieder zum Anderen zu machen, wäre die zivilisatorische Aufgabe unseres Jahrhunderts.
Beat Wyss ist Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Im Sommersemester 2008 ist er IFK_Senior Fellow.
Publikationen (u. a.): Die Wiederkehr des Neuen, Berlin 2007; Vom Bild zum Kunstsystem, Köln 2006; Hegels Art History and the Critique of Modernity, New York 1999 (deutsch: Trauer der Vollendung, Köln 1985 [Neuauflage 1996]); Die Welt als T-Shirt. Zu Ästhetik und Geschichte der Medien, Köln 1997; Der Wille zur Kunst. Zur ästhetischen Mentalität der Moderne, Köln 1996.