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Technikutopien: Mensch und Automation
Die fortschreitende Modernisierung der Fertigungsprozesse war Voraussetzung für die enorme Steigerung der industriellen Produktion im 20\. Jahrhundert. Neben der Erhöhung der Stückzahlen stellte die Befreiung des Menschen von körperlich oder geistig eintöniger Arbeit eines der immer wieder hervorgehobenen Argumente für die Rationalisierung dar. Das Programm widmet sich diesem neuen Verhältnis von Mensch und Maschine und der Zukunftsvision vollautomatischer Betriebe. Es kombiniert Industriefilme aus den 1950-80er Jahren mit dokumentarischen und künstlerischen Filmen von Hugo Hermann und Richard Serra.
Einführung Florian Wüst
The Vision Behind
Technische und soziale Innovationen im Unternehmensfilm
10. bis 14. Dezember 2007
Bereits der erste Film der Kinogeschichte ist ein Imagefilm für ein Unternehmen: Im Winter 1895 drehen die Brüder Lumière Arbeiter verlassen die Fabrik - die betreffende Fabrik war die eigene, die Lumière-Fabrik. Zwei Jahre später führten sie im Pariser Grand Café Reklamefilme vor, die dem Kinoprogramm angegliedert waren. Solche „Beifilme“ sind bis heute Bestandteil der Kinokultur. Dennoch wurde dem Genre des Unternehmensfilms bisher die Aufnahme in den offiziellen Kanon der Filmgeschichtsschreibung verweigert.
Die Filmreihe „The Vision Behind“ thematisiert diese Lücke und rekonstruiert einige Bruchlinien der filmischen Inszenierung von Unternehmen und ihren Produkten. Unternehmensfilme folgen nicht ausschließlich dem Diktat ihrer Auftraggeber: Im Spannungsfeld von Avantgarde, Zensur und unternehmerischer Intervention insistieren viele Regisseur/innen dieser Filme auf dem experimentellen Charakter ihrer Werke. Mit diversen technischen Neuerungen, unkonventionellen Geschichten, abstrakten Bildmontagen und Klangkompositionen oder aufwändigen Anleihen beim Hollywood-Kino entstehen bis heute filmkünstlerische Arbeiten, die über einen primär informativen und wirtschaftskonformen Charakter hinausweisen. Den Unternehmensfilmen liegen zwar ökonomische Interessen, Produktwerbung, Popularisierung von Spezialwissen und Strategien der Imagebildung zugrunde, sie geben aber über ihren künstlerischen Mehrwert hinaus Aufschluss über soziale und politische Kontexte und unterschiedliche Wahrnehmungskulturen.
„The Vision Behind“, ein Projekt des Siemens Arts Program, wurde kuratiert von Florian Wüst und Ramón Reichert. Im Verlag Vorwerk 8 ist eine begleitende Publikation erschienen, die den Unternehmensfilm aus kultur- und bildwissenschaftlicher Sicht betrachtet.
