Über Tiere

Christine Gaigg inszenierte auf Einladung des Theaters am Neumarkt Zürich, in Koproduktion mit dem Tanzquartier Wien, den Zürcher Festspielen und 2nd Nature, ÜBER TIERE von Elfriede Jelinek.

„Kurz, knapp, klug“ (Tages-Anzeiger) hat die Regisseurin und Choreographin Christine Gaigg Elfriede Jelineks verstörenden Text über die Liebe in Zeiten des vollendeten Kapitalismus „bis ins Detail durchdacht, streng und monoman“ (NZZ) inszeniert. Nach der Schweizer Erstaufführung am 29. Juni 2007 in Zürich ist die Produktion
vom 25. – 28. Oktober 2007 im Tanzquartier Wien zu sehen, anschließend nochmals in Zürich.

ÜBER TIERE wurde zu großen Teilen aus den originalen, in der Wiener Stadtzeitschrift „Falter“ veröffentlichten Protokollen eines polizeilichen Lauschangriffs auf eine kriminell agierende Wiener Begleitagentur gesampelt.

Das Verhältnis zwischen Ich und Anderem oder wahlweise Liebender und Geliebtem, Dienstleistender und Kunde steht im Zentrum des Stücks der Nobelpreisträgerin. Während im ersten Teil dieses vielstimmigen Textes das Ringen um eine Sprache der Liebe steht, steigert sich der zweite Teil zu einem Schlagabtausch zwischen Zuhältern und Freiern über den Wert von „Naturfranzösisch mit Vollendung in den Mund“.

Die politische Brisanz des Textes speist sich aus der Tatsache, dass Jelinek darin die skandalösen Abhörprotokolle eines Wiener „Begleitservices“ verarbeitet hat, in denen weltweit agierende Menschenhändler mit Kunden aus gehobenen politischen Kreisen um den Wert junger Mädchen aus Osteuropa feilschen. Im Fluchtpunkt beider Teile steht die Frage nach einer Ökonomie der Liebe, die zwischen Selbstverschwendung und Fremdbestimmung hin und her gerissen wird.

Rahmenprogramm:
Christine Gaigg im Gespräch mit Filmemacherin Anja Salomonowitz
22. Oktober 2007, 20.00 Uhr, Tanzquartier Wien / Studios
Monika Meister: Zur Struktur der Teilhabe im Theater. Elfriede Jelinek und die zeitgenössische Bühne
Vortrag am 25.10. 2007, 18.30 Uhr, Tanzquartier Wien / Studios