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Phantom Love [VIENNALE] Event
PHANTOM LOVE
Ein Film von Nina Menkes
USA 2006, OF, 87 Min.
Die junge Lulu verbringt den Großteil ihres Lebens damit, in einem Casino in Los Angeles zu arbeiten. Ihr viel jüngerer Liebhaber, zu dem sie keine emotionale Verbindung spürt, und ihre Schwester Nitzan, die fortwährend Pillen schluckt und nahe eines Zusammenbruchs ist, nehmen den Rest ihrer Zeit ein. Lulus Mutter, die auf Besuch kommt, versucht immer wieder zu helfen, macht die Dinge jedoch nur komplizierter.
Phantom Love ist getragen von einer surrealen Atmosphäre, die, wie man sagen könnte, zu Nina Menkes’ Markenzeichen geworden ist: Verschlungene Gesichter, Schatten und exotische Tiere vereinen sich hier in Begleitung eines sorgfältig konstruierten, subtilen Soundtracks. Menkes ergründet Lulus Reise von innen heraus, über Gewalt und Beziehungen hinweg, und das Resultat ist eine mysteriöse Familienchronik. Ein surreales Drama über eine in familiären Verstrickungen gefangene Frau und über ihren langsamen Prozess einer persönlichen Befreiung.
Bei Nina Menkes findet Stanley Kubricks kühnes Statement «Wenn es geschrieben und gedacht werden kann, kann es auch gefilmt werden» großartige Bestätigung: Phantom Love ist ein offen konstruierter und strukturierter Film, der dem Zuschauer damit verschiedene Interpretationsmöglichkeiten einräumt. Eine davon - wie sich schon aus dem Titel schließen lässt - ist, dass viele der Bilder und Töne Lulus wirre Gedanken beim Sex widerspiegeln. Diese Szenen sind in Schwarzweiß fotografiert und zeitigen einen faszinierenden Effekt - nicht zuletzt dank dem meisterlichen Einsatz von starken Kontrasten und Schatten von Kameramann Chris Soos. Die sich wiederholende Szene, in der Lulu eine Brücke überschreitet (hinreißend gefilmt in Rishikesh, Indien), suggeriert den Übergang in ein anderes Leben, und der Anblick der von Licht überfluteten Lulu verleiht dem Film, der sich sonst unverwandt materiellen Objekten und Körpern widmet, eine bemerkenswert spirituelle Note. (Robert Koehler)
NINA MENKES
Geboren 1963 in den USA. Die mit unzähligen Preisen gefeierten Filme der Regisseurin und Kamerafrau Nina Menkes sind jeder für sich ein Eklat: Sie springen dich an, überfallen dich wie böse und doch zutiefst realistische Träume. Die Kompositionen aus fast schon schmerzhaft schönen Bildern und Klängen – gesprochene Worte, Geräusche, verdichtete oder zart angedeutete Melodien – sprechen eine Sprache, die das Unbewusste versteht. Zugleich ist sie, die „unsichtbare“ Bildermacherin hinter der Kamera, in jeder Einstellung präsent, ja greifbar – doch nicht, indem sie, wie der Auteur im narrativen Kino, ihre Figuren dirigiert. Vielmehr begleitet sie sie mit der Kamera, blickt sie an, blickt ihnen nach, passt auf sie auf, beobachtet sie, zeigt sie mit Hochachtung in ihrer Einsamkeit.
In Anwesenheit von Nina Menkes und Marina Shoif.