Die halbe Wahrheit: Die blaue Lagune Event

Die Künstlergruppe “Die halbe Wahrheit”
präsentiert
DIE BLAUE LAGUNE

Ein Sinnbild für paradiesisch-unschuldige Zustände aus dem Reiseprospekt war ein schwülstiger Erste-Liebe-und-Sexfilm aus dem Jahr 1980 mit Brooke Shields in der Hauptrolle, die dafür übrigens erstmalig mit der „Goldenen Himbeere“ als schlechteste Schauspielerin ausgezeichnet wurde: Die blaue Lagune. Ähnliche Assoziationen sind teils gewollt, teils unbeabsichtigt und daher unfreiwillig komisch mit der gleichnamigen Fertigteilhaus-Schausiedlung im Süden von Wien verbunden. Paradiesisch schön und herausragend schlecht zugleich.
Es mag nun beinahe blasphemisch anmuten, wenn man einen DER Künstler der klassischen Moderne, den Großmeister der Farbe Blau, nämlich Yves Klein, mit der Blauen Lagune in Zusammenhang bringt. Und doch ist neben der Farbe die Verwandtschaft zu Bildern verführerischer Badender im Meeresblau nicht allzu fern. War es doch Yves Klein, der nackte Frauen blau angemalt hatte um sie – spektakulär sich auf Papier wälzend - abzudrucken. Eine Ausstellung im Mumok, Museum Moderner Kunst Wien, ist dem Werk von Yves Klein derzeit gewidmet.
Die Schau läuft noch bis 03. 06. 07, und sie erfährt eine Verlängerung und Ergänzung als Hommage (mit leicht parodistischen Anklängen) ab 29. Mai auf der summerstage am Donaukanal durch die Künstlergruppe “Die halbe Wahrheit”. Götz Bury, Matthias Hammer, Martin Praska und Sebastian Weissenbacher zeichnen für diesen ernst gemeinten Scherz verantwortlich. Die sonst sehr individuell arbeitenden Künstler treten gelegentlich als Kollektiv in Erscheinung, um in humoristisch-ironischer Weise den Kunstbetrieb und die Kunst ganz allgemein unter einem selbstreflexiven Aspekt neu zu betrachten.
Nach einer viel beachteten Interpretation des Malerstars Georg Baselitz als Georg Paselitz im Projektraum Viktor Bucher erleben wir heuer schon zum zweiten Mal die liebevolle Dekonstruktion eines der ganz Großen der Kunstwelt. Und dahinter steht wieder die unter dem programmatischen Namen “Die halbe Wahrheit” agierende Gruppe. Sie geht mit ihrer Lagunenvision ganz nah ans Wasser des für den Wiener Flaneur so beliebten Donaukanals.
Die sogen. summerstage bietet neben zahlreichen Konzertveranstaltungen auch ein Podium für die bildende Kunst. Auf sechs drehbaren Podesten zwischen Kanal und Fußweg ist Platz für skulpturale Werke vielfältiger Art. “Die halbe Wahrheit” vertauscht hier Interieur mit Exterieur, stülpt Innenräume nach außen, mauert Fragmente von Zimmerteilen und Badezellen auf labilen Untergrund und malt schließlich noch alles blau an.
Eine performative Endfertigung der Installation findet bei Schönwetter unter blauem Himmel statt. Bei Schlechtwetter gibt’s immerhin einen Halbwahrheitsanspruch.