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Zeinab Alhashemi: There May Exist Event
ES SPRECHEN
Sabine Haag
Generaldirektorin
Jonathan Fine
Direktor des Weltmuseum Wien
Zeinab Alhashemi
Künstlerin
Zeinab Alhashemis Installation im Theseustempel befasst sich mit dem veränderten Stellenwert der Kamele auf der arabischen Halbinsel. Sie untersucht die Auswirkungen des Ölbooms in der Golfregion auf die kulturelle Bedeutung der Kamele und das Zusammenleben mit diesen Tieren, die zur Existenzsicherung, als Transportmittel und kultureller Referenzpunkt einst eine zentrale Rolle spielten.
In ihren skulpturalen Kompositionen verwendet Alhashemi Kamelfell und Leder, das in Al-Ain, einer Oasenstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gegerbt wird. Das Leder, das auf verschiedene Oberflächen aufgezogen wird, bildet skulpturale Landschaften, vermeintlich ungleiche Formen und Objekte kreuzen sich. Es verweist damit darauf, wie Mensch und Kamel sich gemeinsam an ihre Umwelt anpassen.
Das Verhältnis von Fortschritt und Niedergang zieht sich durch Alhashemis Werk. Wie Rashid bin Saeed Al Maktoum, Gründer des Emirats Dubai, es formulierte: „Mein Großvater ritt ein Kamel, mein Vater ritt ein Kamel, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, sein Sohn wird einen Land Rover fahren, dessen Sohn aber wird ein Kamel reiten.“
Statement der Künstlerin
Für die Installation There May Exist habe ich Ölfässer zu einer Pyramide gestapelt. In dieser Arbeit setze ich mich eingehend mit der umfassenden Transformation auseinander, die die Vereinigten Arabischen Emirate erfasst hat, nachdem dort Öl gefunden wurde. Ein Material mit auffälliger Textur – man muss an jenes zähe Kamelleder der unterschiedlichen, in der Region verbreiteten Kamelrassen denken – scheint aus dem Inneren der Pyramide hervorzuquellen und die Ölfässer zu bedecken: Eine Darstellung des Wandels, ausgelöst vom folgenschweren Ölfund. Die Pyramidenform ist eine Ode an den Fortschritt, errichtet aus ebenjenen Fässern, mit denen sich die Vereinigten Arabischen Emirate in die Moderne katapultiert haben.
Vor dem Hintergrund der Auswirkungen, den die Ölfunde auf der Arabischen Halbinsel hatten, orientiert sich meine Arbeit an Diskussionen über kulturelle Evolution und die Transformation des Althergebrachten. Die Kamellederskulpturen begeben sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Spannungsfeld von Fortschritt und Tradition. Insofern fungieren sie als Symbole, die bei Betrachter*innen Gedanken über die dynamische Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart anstoßen sollen. Sie ermöglichen dabei einen visuellen Dialog über das reichhaltige kulturelle Erbe der Golfregion sowie die ständige Suche nach Identität im Angesicht der fortschreitenden Industrialisierung.
Die Geschichte der Vereinigten Arabischen Emirate ist eng mit dem Kamel verbunden, spielten die Tiere doch eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Region. Bevor Öl gefunden wurde, waren Kamele für den Transport, den Handel sowie das Überleben in der Wüste unverzichtbar. Selbst als die Vereinigten Arabischen Emirate nach der Entdeckung der Ölvorkommen eine bedeutende ökonomische Transformation durchliefen, behielten die Kamele ihren hohen Stellenwert. Der traditionelle Sport des Kamelrennens wurde zu einem Symbol des kulturellen Erbes und der Identität. Die Vereinigten Arabischen Emirate investieren in Kamelzucht und groß angelegte Rennevents – und vereinen dabei Moderne und Tradition miteinander. Heute hat das Kamel in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Stellenwert einer kulturellen Ikone, an der die historische Abhängigkeit des Landes von diesen widerstandsfähigen Tieren sichtbar und die Verbindung mit der Herkunft aus der Wüste bewahrt wird.