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Klima Biennale: Die Grüne Kammer Event

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Von Montag
29. April
2024
bis Samstag
01. Juni
2024
19:00
Eröffnung Gruppenausstellung

Alternative Prozesse und nachhaltige fotografische Praxis in Wien
Ausstellungsprojekt im Rahmen der Klima Biennale Wien

Cristin Al Shati, Magdalena Chan, Kristina Feldhammer, Markus Maicher, Kerstin Pfleger, Claudia Rohrauer, Yoko Shimizu, Stefanie Weberhofer

FOTOGALERIE WIEN in Kooperation mit filmkoop wien, Lumen X – offenes Fotolabor, Werkstätte Analoge Fotografie (Universität für angewandte Kunst Wien)

Eröffnung: Montag, 29. April 2024, 19.00 Uhr
Einführende Worte: Johan Nane Simonsen
Artist Talk mit Hannah Fletcher: Mittwoch, 15. Mai, 19.00 Uhr
Finissage und Filmscreening: Dienstag, 28. Mai, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 30.4.–1.6.2024

Gemeinsam mit drei Wiener Dunkelkammern, dem Fotolabor Lumen X, der Werkstätte Analoge Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien und der filmkoop wien erforscht die FOTOGALERIE WIEN alternative fotografische Prozesse. Die Ausstellung zeigt lokale Künstler:innen, die einer ressourcenschonenden Praxis den Weg bereiten. Im Rahmen von Workshops ist auch das Publikum zum Experiment mit alternativen Bildverfahren und Entwicklungsmethoden eingeladen.

Bei den ausgewählten Werken von Cristin Al Shati handelt es sich um einen Teil der Serie liquid traces, die sie 2022 in Berlin begann. Hierbei nutzt sie die fotochemische Reaktion von Fixierer und Entwickler mit verschiedenen ausgewählten Materialien, die sie auf analoges Fotopapier aufträgt. Anders als bei konventionellen Fotografien entstehen Chemiegramme nicht durch die Belichtung, sondern durch die direkte Bearbeitung des Fotopapiers mit klassischen Chemikalien. Dabei setzt Al Shati bewusst auf nachhaltige Praktiken, indem sie Second-Hand-Papiere, wie zum Beispiel altes ORWO-Papier aus den 1980er- Jahren und bereits gebrauchte Fotochemie verwendet.

Magdalena Chans Arbeit in der Dunkelkammer ist intuitiv und experimentell. Beim Anmischen der Fotochemie geht sie ähnlich vor, wie andere beim Kochen. Aus den handelsüblichen Zutaten Rosmarin, Soda und Vitamin C „kocht“ sie sich den Entwickler; fixiert wird das Bild über mehrere Wochen in Salz: „Wenn ich es herausnehme und wasche oder auch nicht, sieht es aus, als wäre es schon kompostiert, so wie langsam unsere Welt zu kompostieren scheint. Kompost, um neue Ideen wachsen zu lassen“, so Chan. Für Fehler und Unvorhergesehenes bleibt ebenso Raum, und die Ergebnisse ihrer Versuchsreihen werden zusammen mit persönlichen Arbeitsnotizen in der Ausstellung präsentiert.

In der Serie somewhere else entirely bezieht sich Kristina Feldhammer nicht nur auf die Vielzahl der Orte, Materialien und anderer Körper, mit denen ein Mensch, ein vermeintliches Individuum, verbunden ist. Sie möchte auch ein anderes Verständnis des eigenen Körpers vorschlagen, der sich, als andauernder Prozess, über organische wie anorganische Materie ständig neu zusammensetzen lässt. Der Serie liegt eine mehrtägige Performance in der Lobau zugrunde, die das Bewegen und Schreiben an und mit dem Ort und seinen ökologischen und politischen Gegebenheiten sowie das Entnehmen von Wasserproben an verschiedenen Stellen des Auengebiets umfasst. Letztere wurden später auch zum Verarbeiten der Fotografien verwendet und bestehen weiterhin, in veränderter Form, als Rückstand in den Sammelgläsern.

Markus Maicher verwendet die Technik der Phytographie; diese ist eine Weiterentwicklung des „photogenic drawing“ (Salzdruck) von Henry Fox Talbot. Sie ermöglicht es, detaillierte chemische Spuren von Pflanzen auf einer fotografischen Emulsion abzubilden, und verwendet biologisch abbaubare und ökologisch unbedenkliche Chemie, die aus Haushaltsartikeln gemischt wird. Im Unterschied zum Salzdruck werden die Pflanzen in eine Lösung aus Waschsoda und Vitamin C eingelegt; die Phenole reagieren mit der Lösung und bilden einen milden fotografischen Entwickler. Die Blätter werden dann bei Tageslicht auf das Fotopapier platziert, so dass sie sich langsam in die Emulsion einschreiben. Für I See A Darkness wurden Pflanzen im Herbst gesammelt und getrocknet und im Winter bei Kunstlicht auf Fotopapier und einen 16 mm-Film gelegt. Die Kälte und Dunkelheit des Winters und die verwelkten Pflanzen hinterlassen ihre spezifische Spur.

Die Anthotypie ist eine frühe, kameralose Drucktechnik, bei der mit Hilfe von gefilterten Pflanzenstoffen und Sonnenlicht eine Kontaktkopie hergestellt wird –ähnlich dem sich gleichzeitig entwickelnden Verfahren der Cyanotypie. Kerstin Pflegers Bilder werden mit selbst berechneten und erprobten Rezepturen nur durch Zugabe von Alkohol oder destilliertem Wasser erzeugt. Anthotypien werden also im Gegensatz zu anderen fotografischen Verfahren mit einer völlig umweltfreundlichen Methode ohne Fotochemikalien hergestellt. Die Belichtung dauert je nach Rezeptur zwischen einigen Stunden und Wochen. „Ein vergängliches Vergnügen, da die Bilder über die Jahre hinweg auch wieder verblassen“, schreibt Pfleger über ihre Laubmalerei.

Algae Agent von Claudia Rohrauer zeigt eine fotografisch-forschende Annäherung an die Wassergewächse und deren Potential für eine nachhaltige Dunkelkammerpraxis. Auf Grund der in ihnen enthaltenen Phenole können Algen als Entwicklersubstanz belichtete Silberhalogenide zu metallischem Silber reduzieren, wenn sie in einer wässrigen Lösung mit Natriumcarbonat und Ascorbinsäure aktiviert werden. Das Projekt spannt einen Bogen vom Sammeln der Algen an der belgischen Küste, dem Transport in die Wiener Dunkelkammer über das Brauen einer Entwicklerlösung und die Entwicklung eines Films darin, bis hin zu dem Moment des direkten Kontakts der Algen mit dem fotografischen Filmmaterial, aus dem heraus in Form eines Phytogramms die Pflanze ihr eigenes Abbild in Silber auf dem Rollfilm hervorbringt. Um die Algen kreisen Fragen nach dem Verhältnis zwischen dem Abbildenden und dem Abgebildeten, nach der Wechselwirkung zwischen dem Entwickelnden und dem Entwickelten sowie nach der Materialität fotochemischer Prozesse.

Das Photosynthegraph Project von Yoko Shimizu kombiniert Fotosynthese und Fotografie, um hochauflösende Bilder auf Pflanzenblätter zu drucken, wobei die pflanzeneigene organische Chemie als lichtempfindliches Mittel verwendet wird. Negativfilme mit künstlerischen Bildern werden auf Pflanzenblätter geklebt und mit LED-Licht bestrahlt, so dass die Chloroplasten der Pflanze Stärke im Negativraum der grafischen Muster erzeugen können. Anschließend werden die Blätter chemisch behandelt, um die von den Chloroplasten erzeugten Bilder sichtbar zu machen. Das Werk macht sich die Kraft der Photosynthese, eine der wichtigsten chemischen Reaktionen in der Geschichte unseres Planeten, als fotografisches Instrument zunutze und enthüllt die Natur als kreative Kollaborateurin.

Für den Film Schochnfüm hat Stefanie Weberhofer die Kräuterexpertin Ingrid Lettner-Brandner bei der Ernte von Heidelbeeren in den Wäldern der Region Schladming-Dachstein begleitet. Der Film wurde auf Super8 in Schwarz-Weiß gedreht und anschließend in vier verschiedenen Bio-Entwicklern entwickelt: Pfefferminze (Anfang–1:30), Eierschwammerl (1:30–2:16), den im Film gepflückten Heidelbeeren (2:16–2:54) und Salbei (2:54–Ende). Schochnfüm bedeutet im regionalen Dialekt „Waldfilm“.

 

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