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Sissa Micheli: On Equality And Conformity Event
Eröffnung:
Donnerstag, 16. Mai 2024, 19 Uhr
Begrüßung: Silvia Hruška-Frank,
Direktorin AK Wien
Zur Ausstellung: Lucas Gehrmann,
Kurator
Um Anmeldung wird gebeten: kultur@akwien.at
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, besagt der Gleichheitsgrundsatz der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948. In der Praxis unserer Lebens- und Arbeitswelt aber ist ein Einklang des Wertes der Freiheit mit dem Wert der Gleichheit mehr die Ausnahme als die Regel. Viel eher stellt sich wiederholt die Frage: wollen wir zugunsten der Gleichheit auf Freiheit verzichten oder nehmen wir zugunsten der Freiheit Ungleichheit in Kauf?
In ihrer für die Ausstellung in der AK Wien geschaffenen Raum-Installation On Equality and Conformity eröffnet uns die stets medienreflexiv arbeitende Künstlerin Sissa Micheli einen zunächst spielerisch-leicht gestalteten Einstieg in ein komplexes Themenfeld von sowohl gesellschaftlich als auch persönlich existenzieller Bedeutung:
Auf vier großformatigen Fototapeten flottieren körperlose Figuren in jeweils unterschiedlichen Farben und Outfits tänzerisch durch grenzenlose Räume. Identifizierungen lassen sich bestenfalls im Bereich ihrer beruflichen Tätigkeiten festmachen: traditionellerweise steht weiße Arbeitskleidung für „Hygiene“ – Medizin, Labor, Bäckereigewerbe … – , Blau steht für Arbeit, Handwerk und uniformierten (Staats)Dienst, Grün für Gärtnerei, Wellness, Physiotherapie und OP-Personal, Rot für Pflege- und Rettungsdienste.
Zwischen diesen ungeerdeten und ihrer individuellen Persönlichkeit entleerten Figurationen leuchtet in weißer Neon-Schrift ein Statement auf: Equality is not conformity.
Das heißt: Gleichheit ist mit Konformität, also der Anpassung des Einzelnen an die Normen der Mehrheit einer Gesellschaft oder eines sozialen Systems, nicht gleichzusetzen. Während nämlich das Recht auf Gleichheit die Verschiedenheit der Menschen voraussetzt, tendiert Konformität zur Aufgabe der Individualität zugunsten der Übernahme der Meinung Anderer. Was wiederum zwei Seiten hat: Entwicklung von Solidarität zwecks Durchsetzung eines gemeinschaftlichen Anliegens hier beziehungsweise von Konformismus als unreflektierte Übernahme äußerer Werte einer sozialen Mehrheit oder Etikette da. Letzteres Phänomen beruht nicht selten auf der Angst vor Ausschluss aus der sozialen Gemeinschaft.
Fear less. Speak your mind!, schreibt Sissa Micheli auf die letzte Wand ihres großen Story-Boards. Als Appell für Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung des Individuums in der Gesellschaft. Denn es gibt, wie die Freiheitsforscherin Ulrike Ackermann sagt, zwar „keine bestimmte Konzeption des guten Lebens, die für alle gültig wäre, aber das Recht eines jeden – frei und gleich geboren –, sein jeweiliges Glück zu verfolgen“.
Lucas Gehrmann