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Gemeinsame Eröffnung mit Christine KÖNIG | CHAPTER III: DAS BILD UND SEIN BUCH - und unseren neuen Kollegen in der Schleifmühlgasse: Dawid Radziszewski und GALERIE3
Donnerstag, 23. Mai, 18 - 21 Uhr
CHRISTINE KÖNIG GALERIE
Maruša SAGADIN
bis Samstag, 27. Juli 2024
Na los, schau mich an, setz dich, mach mit, …! Die Skulpturen Maruša Sagadins beinhalten stets einen Imperativ. Mit ihrer leuchtenden Farbigkeit, den glänzenden Oberflächen und einer comicartigen, prallen Formensprache wenden sie sich direkt an die Betrachter*innen. Sie provozieren eine teilnehmende Interaktion, um die Trennung zwischen den Beobachtenden und dem Beobachteten aufzulösen und in eine symbiotische Beziehung zu überführen. Sich mit den Objekten auseinander zu setzen, bedeutet bei Sagadin mitunter auch ganz banal, sich zu setzen. Die großen, schweren Bänke, die seit einigen Jahren eine charakteristische Werkgruppe der Künstlerin bilden, offenbaren unter dem Glanz der polierten Sitzflächen eine Patina aus Farbschichten und Spuren der Benutzung. Den darauf Sitzenden fällt schnell auf, dass die Einkerbungen in ihren vorderen Kanten durch ihre spezifische Form danach verlangen die Hände hineinzulegen. Dieser direkte Zugriff auf die Skulptur impliziert eine bestimmte Körperhaltung: breitschultrig, nach vorne übergebeugt und mit gespreizten Fingern - eine Bewegung, die denkbar ist, wenn man sich in die Entspannung fallen lässt, aber auch, wenn man sich beim Aufstehen abstützt.
Ihre Einladung an die Besucher*innen derart zum Akteur zu werden, verknüpft Sagadin in ihrer Ausstellung mit einem Bühnenstück, das sie in drei Akten inszeniert und an die Idee einer Sportveranstaltung anlehnt: Im Eingangsraum arrangiert sie verschiedene, an Basketballkörbe erinnernde Wandobjekte neben Plakatwänden und Bänken für Ersatzspieler*innen oder Publikum; im Raum dahinter wird ein einfaches Brett als Theke eingesetzt und von zwei gelb glühenden Birnen flankiert, während sich im letzten Raum vor der fein austarierten Komposition einer abgewetzten Wandtapete eine weitere Bank findet. Die letzte Szene erinnert an einen Pausenraum, in dem die Spieler*innen sich vom glasierten Zuckerapfel verführen lassen und ihr Tank Top wechseln können. Das weiße Objekt mit dem runden Ausschnitt an der Spitze lässt sich gleichzeitig als ein Zitat von Philip Johnsons Wolkenkratzers an der 555 Madison Avenue im Big Apple deuten. Der markante Giebel der postmodernen Ikone nimmt Bezug auf den Stil der Chippendale Möbel. Nach denselben Möbeln haben sich etwa zur selben Zeit in Los Angeles auch die Chippendales, kurz Chipps, benannt, eine Männergruppe, die tanzend für ein vornehmlich weibliches Publikum ihre Körperlichkeit zur Schau stellte, und zwar ohne T-Shirt, denn hier schließt sich der Kreis oder besser der Strudel der Assoziationen führt endlich in den ersehnten frivolen Abgrund der Populärkultur.
Die große Dynamik des Witzes, die sich in den Arbeiten Sagadins immer wieder entfaltet, gründet zum einen im Spiel mit Doppeldeutigkeiten und Verwechslungen, zum anderen in einer Formgebung, die häufig mit Vergrößerung und Übertreibung arbeitet. Ihre Intention, Autoritäten und festgeschriebene Realitäten subtil zu unterlaufen, erreicht sie außerdem, indem sie sich gezielt kleiner Abweichungen und Verfremdungseffekte bedient. Beispielhaft beobachten lässt sich das in den Schmuckstücken, Goldkettchen und Holzperlen, die in die Kettennetze der Körbe eingeflochten sind. Als überflüssiger Tand, ineffektive Verzierungen und Bestandteile einer mädchenhaften Glitzerwelt widersetzen sie sich der funktionalen Ästhetik des Sports ebenso wie den zugehörigen Ideen von Geschwindigkeit, Konkurrenz und Erfolg. Doch genau in dieser Widersprüchlichkeit liegt die Kraft der Arbeiten. Sie funktionieren wie eine unerwartete Pointe, bei der das Unbewusste im Familiären aufpoppt. Im besten feministischen Sinn markieren sie so jenen Kippmoment, in dem sich nicht nur Vorstellungen von Schönheit verschieben, sondern auch alternative Seins- und Kollektivitätsformen als reale Möglichkeit aufscheinen. (Annette Südbeck, 2024)
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Annie LAPIN | Emptied by the Sun
bis Samstag, 27. Juli 2024