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Herbert De Colle: Emotion Event
Herbert De Colle greift in seiner künstlerischen Arbeit auf Zeichen, Codes und Begriffe der Pop- und Subkultur zurück, die sich in die jüngere Kulturgeschichte eingeschrieben haben. Solche Symbole, Bilder und Worte sind eng verknüpft mit bestimmten Szenen, Einstellungen und Attitüden, mit allgemeingültigen und individuellen Werten, mit Sehnsüchten und Klischees. „PEACE“ „LOVE“ oder „NEON“ setzt De Colle als Wortbild, Objekt oder Skulptur um, steigert ihre Wirkungsmacht, indem er sie eindeutigen Kontexten entzieht. Martin Fritz beschreibt dies treffend: „Herbert De Colle bewegt sich souverän durch die Zeichen- und Bildwelten der letzten Dekaden, doch nie nostalgisch – höchstens mit einer präzis abgewogenen Dosis Sehnsucht, die allen vertraut ist, die die romantisierten Höhepunkte der jüngeren Pop- und Jugendkulturgeschichte nur aus zeitlichem und räumlichem Abstand verfolgen konnten. Als ein im Jahr 1978 geborener Künstler verfügt De Colle über Bilder, Stile und Referenzen, die bereits historisch waren, als er sie für sich entdeckte.“
Als Arbeitsmaterial verwendet der Künstler vorwiegend Papier, das eine zeitaufwendige handwerkliche Bearbeitung erfährt, etwa wenn er Plakate in filigrane Streifen schneidet, die sich dann im Rahmen wellen.
In der MQ Art Box installiert Herbert De Colle eine raumspezifische Variation seiner seit 2018 fortlaufenden Serie EMOTION. Ein Kreis, zwei Punkte als Augen und eine Linie als Mund – der Smiley, 1963 vom Grafikdesigner Harvey Ball entworfen, ist eines der bekanntesten und ikonischsten Symbole der Popkultur und visuelle Referenz dieser Arbeit. Die kulturelle Bedeutung des Smiley-Icons erstreckt sich über Generationen und Kontinente. Ursprünglich als einfaches grafisches Element für eine interne Firmenkampagne entwickelt, erlangte der Smiley weitreichende Popularität und wurde zu einem universellen Symbol für Freude, Zufriedenheit und Positivität. Darüber hinaus hat der Smiley im Laufe der Zeit in verschiedenen Subkulturen und Bewegungen unterschiedliche Anwendungen und Interpretationen erfahren.
De Colles Smileys bestehen aus handgefertigtem Pappmaschee, haben einen Durchmesser von je 130 cm und sind in einem sanften Pastell-Mintgrün gehalten. In der MQ Art Box sind siebzig dieser Smileys an transparenten Schnüren aufgehängt, sodass sie, einer Wolkenformation gleich, im gläsernen Kunstraum zu schweben scheinen. Obwohl die Smileys auf den ersten Blick identisch erscheinen, offenbaren sie bei genauerem Hinsehen ein erstaunliches Spektrum an Ausdrücken, eine nuancierte Mimik, die wir zu interpretieren versuchen – der Gesichtsausdruck als Grenzbereich zwischen innerem Erleben und Außenwelt, als Maske, als nonverbales Kommunikationsmittel. Es sind staunende, zweifelnde, überraschte, zurückhaltende, enttäuschte, bestürzte, erwartungsvolle Gesichter, die uns entgegenblicken. Nur selten lässt sich ein Lächeln erahnen. „Alles ist eine Projektion“, ein Zitat, das dem Schweizer Psychiater und Analytiker Carl Gustav Jung zugeschrieben wird, kommt einem in den Sinn.
Die zarte Farbigkeit, die Materialwahl und die handwerkliche Umsetzung unterstreichen die Subtilität und Fragilität, die den Pappmaschee-Smileys innewohnt. Und doch sind sie in der Gruppe raumgreifend, präsent und mächtig, sind sie Interpretation von EMOTION.
Kuratiert von: Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin MQ
Herbert De Colle, geboren 1978 in Österreich, studierte an der Universität für angewandte Kunst Wien. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, u. a. Ve.Sch Kunstverein, Wien, Horse&Pony Fine Arts, Berlin, Kunstraum am Schauplatz, Wien, Galerie 5020, Salzburg, Kunstforum Montafon, Blackbridge Offspace, Peking, Kunsthalle Exnergasse, Wien, Kunstraum Innsbruck, Belvedere 21, Wien. Er lebt und arbeitet in Wien.