Andrea Caretto & Raffaella Spagna: Bright Ecologies

Andrea Caretto & Raffaella Spagna
Bright Ecologies | Experiences, Forms, Materials
Mo 17.06.2024, 18h l MQ Raum D l Eintritt frei

Der erste Überblick über die künstlerische Forschung von Andrea Caretto und Raffaella Spagna, einem italienischen Künstler:innenduo, das sich auf ortsspezifische Kunstprojekte mit einem sensiblen Umgang mit der Landschaft konzentriert, in einer umfassenden Monografie, die interpretatorische und dokumentarische Ansätze, kritische und theoretische Lektüre mit der Aufzeichnung und Rekonstruktion einer breiten Reiseroute durch Faktenblätter und einen reichhaltigen Bildapparat miteinander verwebt.

Als Vorreiter:innen einer Kunstpraxis, die sich ökologisch mit Umweltfragen auseinandersetzt, bezeichnen Caretto/Spagna die Kunst als das Feld einer radikalen Erfahrung von Offenheit, undisziplinierter Forschung und Auseinandersetzung mit den “Dingen” der Welt: der Erde, den Samen, den Menschen, den Steinen, dem Museum, dem Fluss, dem Steinbruch, dem Baum, den Mikroorganismen. “Bright Ecologies - Experiences, Forms, Materials” zeichnet ihre 20-jährige Arbeit nach und dokumentiert sie, die sich an Forschungslinien orientiert, die auf Pflege, Transformation von Materie und Formexperimente ausgerichtet sind und sich in Werken, ortsspezifischen Installationen, Workshops und Residenzen, Aktionen und kollektiven Projekten niederschlagen, die auf Begegnung, Prozess, Geschenk, Erfahrungen der Beteiligung und Koautor:innenschaft basieren. Die seit 2002 geteilte künstlerische Praxis von Caretto/Spagna ist durch eine philosophische, poetische und hochpolitische Matrix gekennzeichnet, die sich in Formen des Aktivismus und der Reflexion über Themen äußert, die heute im Mittelpunkt der internationalen theoretischen und künstlerischen Debatte stehen, parallel zum Aufkommen posthumanistischer und ökozentrischer Philosophien, neuer Materialismen und der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel.

Dieser Band bietet den ersten Überblick über das Werk von Caretto/Spagna in einer umfassenden Monografie, die interpretatorische und dokumentarische Ansätze, kritische und theoretische Lektüre mit der Aufzeichnung und Rekonstruktion einer umfassenden Reiseroute durch Datenblätter und einen reichen Bildapparat verbindet. “Bright Ecologies” ist das Ergebnis von Diskussionen zwischen den Künstler:innen, den Kurator:innen und dem Verleger und ist ein Buch, das Lesenden mehrere Einstiegspunkte bietet.

Es ist in drei Teile gegliedert und beginnt mit einem Essay des Anthropologen Tim Ingold, mit Texten der Kurator:innen (Francesca Comisso, Cecilia Guida, Giorgina Bertolino) und einer Reihe von Querlesungen (Riccardo Venturi, Giusi Diana, Alba L’Astorina, Marie-Anne Lanavère). Der zentrale Teil der Monografie ist dem Archiv gewidmet, das von Alessandra Pioselli in Zusammenarbeit mit Caretto/Spagna herausgegeben wurde. Ausgehend von den Schlüsselbegriffen ist er in zehn Abschnitte gegliedert: All Things That Are, Domestication, Dwelling, Soil as Experience, Matter in-formation, Abyssal Time, Water Mountains, Divinations, Dark Matters, and Museum as Ecosystem. Der Dokumentation von über 50 Projekten folgen zehn Erzählungen, zehn Zeugnisse, die von den Künstler:innen bei Personen in Auftrag gegeben wurden, die direkt an den verschiedenen Erfahrungen beteiligt waren. Das Gespräch zwischen Caretto/Spagna und Alice Benessia und die Apparate bilden den dritten Teil der Monografie.

Andrea Caretto (geboren 1970 in Turin) und Raffaella Spagna (geboren 1967 in Rivoli) arbeiten seit 2002 zusammen. Ihre künstlerische Tätigkeit entspringt dem Wunsch, die vielfältigen Dimensionen der Realität zu erforschen, indem sie das komplexe Beziehungsgeflecht erkunden, aus dem die Dinge hervorgehen, und in einer Übung der Aufmerksamkeit und Sorgfalt eine Beziehung zum “Anderen” herstellen und wiederherstellen. Die Praxis von Caretto/Spagna basiert auf einer Haltung der “Präsenz” und der Erfahrung in der Welt, in dem Versuch, uns als menschliche Wesen neu zu positionieren, indem wir uns vom Zentrum wegbewegen, um anderen Subjekten, lebenden und nicht-lebenden, zuzuhören.