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Wandzeitung #54: Kopieren und Einfügen? Event
Claudia Siefen-Leitich
«Kopieren und Einfügen?
Ein Selbstversuch mit TANIZAKI Jun’ichirō»
Ausstellungseröffnung:
Do, 5. September um 19 Uhr
Studio Steinbrener/Dempf & Huber
Glockengasse 6, 1020 Wien
«Man nehme: einen großen Essay, eine Kurzgeschichte, das Kapitel eines Buches, ein Gedicht, ein Sonett. Literarische Texte haben einen körperlichen Ursprung. Besonders das Handschriftliche liefert zusätzliche emotionale Faktoren. Den Autor sieht man vor sich sitzen, das Schreibwerkzeug in der Hand, sinnend, fluchend, schreibend, zweifelnd, durchstreichend, neu beginnend. Des abends an meinem Schreibtisch. Mit einer kleinen Lampe zu meiner Rechten, einige Bücherstapel zu meiner Linken, gegenüber ein Bücherregal. Manche Sätze habe ich mir diktiert, dann wieder einige Zeilen stur abgeschrieben, es schlichen sich ein paar Fehler ein. Kopieren und Einfügen? Wohl eher nicht! 3 Monate und 8 schwarze Fasernschreiber: Abgeschrieben habe ich den von mir geliebten Essay «LOB DES SCHATTENS Entwurf einer japanischen Ästhetik» (1933) des japanischen Schriftstellers TANIZAKI Jun’ichirō (1886 Tokyo/ Chūō-ku -1965 Yugawara.) Sein handschriftliches Manuskript wurde zu einem Buch, es gab eine deutsche Übersetzung, wieder der Fluss der Buchstaben, diesmal in eine fremde Sprache, Jahrzehnte später dieses doch Fremde von mir abgeschrieben. Wieder entsteht ein handschriftliches Manuskript. Alle Sätze haben einen physischen Ursprung …»
Mit Dank an Hans Christian Leitich, und Christine Dériaz für inspirierende Gedanken und Hinweise.
Claudia Siefen-Leitich, geboren 1972 in Köln. Autorin, Herausgeberin und Filmemacherin. Schreibend, unterrichtend und gestaltend zu Filmtheorie, Japanische Avantgarde und Analogfilm.