Speedshow Series S2E1

Installation von Timna Lugstein und Denitza Zafirova

Die erste Episode der zweiten Staffel der Speedshow Series präsentiert „49 minutes“, eine Installation von Timna Lugstein (*2000 Wien, Österreich) und Denitza Zafirova (*1997 Sofia, Bulgarien), in der das Duo versucht, die Rolle der Distanz in ihrer kreativen und emotionalen Verbindung greifbar zu machen. Timna Lugstein studiert Bildende Kunst in der Klasse Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien, Denitza Zafirova studierte bei Stella Adler Studio of Acting in New York, und lebt und arbeitet heute in Paris.

Die Speedshow Series ist ein Ausstellungsformat der Universität für angewandte Kunst Wien, kuratiert an der Abteilung Digitale Kunst / UBERMORGEN. In Zusammenarbeit mit dem MuseumsQuartier.

Für ein Kind, verängstigt von der Naturgewalt, kann das beruhigende Zählen der Sekunden zwischen Blitz und Donner die erste Erfahrung sein, Raum und Zeit miteinander zu verbinden („so viel Zeit dazwischen! das muss weit weg sein…“). Während es zählt, spannt sich ein imaginärer Faden zwischen Kind und Ungeheuer, je später der Donner, desto länger die Luftlinie. Und selbst wenn man älter wird, kann die scheinbare Offenbarung physikalischer Gesetze eine besänftigende Ordnung in das Chaos eines Gewitters bringen.

Wien und Paris sind 1033,49 km voneinander entfernt. Wenn man einen Ton von Paris nach Wien schickt und sich dabei eine ebene Strecke ohne Hindernisse vorstellt, wird er Wien in genau 49 Minuten erreichen, und umgekehrt.

12 Aufnahmen von realen Situationen wurden auf einem Kassettenrekorder aufgezeichnet und zwischen Paris und Wien hin- und hergeschickt. Sie ermöglichten es der anderen Person, das „Donnern“ eines Moments zu hören, der bereits geschehen war.

Alle 49 Minuten beginnen sie zu spielen, ausgelöst durch einen Blitz im Ausstellungsraum (deutsch Blitz/bulg. светкавица meint sowohl das Wetterphänomen als auch den Blitz in der Fotopraxis). Eine Fotoserie zeigt eine Performance, inspiriert vom Versuch Schritt zu halten mit den vielen neuen Versionen des Selbst, die beide im Laufe der Zeit annehmen, beeinflusst durch Beruf, Studium, Beziehungen usw.

Als künstlerisches Duo und Freundinnen begannen Lugstein und Zafirova 2019 in Paris eine Beziehung, die sich Ende desselben Jahres durch den Umzug von Lugstein nach Wien änderte. Seitdem vermissen sie einander, und sind außerdem mit dem Hindernis konfrontiert, trotz geographischer Entfernung gemeinsam künstlerisch zu arbeiten.

Das Projekt wurde auch in Bezug auf den ersten Gedanken (Blitz) und ein daraus resultierendes Projekt (Donner) entwickelt. Das scheinbare „Dazwischen“ – als eine Zeit, die auch mit Warten gefüllt ist, Etwas ruhen lassen, Etwas unbewusst zu nähren, eine leere Zeit und ein leerer Raum, der in Wirklichkeit gar nicht leer ist, sondern unerlässlich für kreatives Arbeiten.

Timna Lugstein und Denitza Zafirova
49 minutes
Installation, 2024
Fotografie, Sound, Objekte