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Programmspecial mit Kurzfilmen und Videos von Diego Marcon mit anschließendem Gespräch zwischen dem Künstler und Eva Sangiorgi, Direktorin Viennale
Diego Marcon greift in seinem Werk auf filmisches Vokabular aus unterschiedlichen Genres zurück, darunter Musicals, Melodramen, Horror und Slapstick-Komödien. Seine unheimlichen, einzigartigen Bildwelten nutzen verschiedene technische Mittel wie Robotik, Prothetik und CGI. Worte, Geräusche und Gesten tragen zu der beunruhigenden Ungewissheit oder Zweideutigkeit bei, die Marcons Arbeit unterstreicht. Seine Filme basieren auf eigens in Auftrag gegebenen Soundtracks oder geskripteten Dialogen, wobei Sprache und ihrer Wandelbarkeit große Bedeutung zukommt.
In Kooperation mit dem Stadtkino im Künstlerhaus
Tickets unter www.stadtkinowien.at und im Kino direkt (Akademiestraße 13, 1010 Wien) für € 10,50 erhältlich.
Filmprogramm
Fritz, 2024 (4 Minuten)
In einem von der Herbstdämmerung erhellten Holzschuppen jodelt ein kleiner Junge eine melancholische Melodie, begleitet von Stimmen aus dem Off. Keinerlei Details erklären die makabre Situation, in der sich der Junge befindet, oder die seltsamen Dinge, die er tut, wie etwa gegen die Wand zu treten, um sich zu drehen. In der Schwebe zwischen Kindheit und Erwachsensein, Menschlichkeit und Puppenspiel, wirkt Fritz wie eine Figur, die des Lebens und seiner Sinnerwartungen überdrüssig ist.
Head falling 1, 2, 3, 4, 5, 2015 (5 Minuten)
Marcon arbeitet hauptsächlich mit Video und Film und ist mit den Folgen der Überflutung mit visuellen Informationen vertraut. Im Jahr 2015, in dem der Film entstand, war er von den viralen Online-Bildern der Pariser Anschläge und der Flüchtlingskrise überwältigt. Um sich von dieser ständigen Bilderflut abzulenken, wandte sich Marcon der Animation zu.
Ludwig, 2018 (4 Minuten)
Ein einsamer blonder Junge mit dunklen Augen ist in den pechschwarzen Tiefen eines Schiffes auf See gefangen. Wo sich der Junge befindet oder wie er dorthin gekommen ist, bleibt ungewiss. Er singt eine romantische Arie, die die beunruhigende Wirkung der Animation noch verstärkt. Die verblüffende Kombination aus Animation, klassischer Musik und der verletzlichen Figur eines kleinen Kindes schafft eine überwältigend verstörende, melancholische Szene.
Monelle, 2017 (16 Minuten)
Monelle wurde nachts in der berüchtigten Casa del Fascio gedreht, dem Hauptquartier der lokalen faschistischen Partei in Como Italien, das von Giuseppe Terragni unter Mussolinis Herrschaft entworfen wurde. Das Gebäude ist in Dunkelheit getaucht, während Lichtblitze für jeweils nur wenige Sekunden die schlafenden Mädchen im Raum erhellen. Neben den Körpern lauern seltsame Humanoide, die sich wie Geister materialisieren und blitzschnell wieder verschwinden.
The Parents’ Room, 2021 (10 Minuten)
Eine düstere Erzählung von Tragik und Ambivalenz. Die Erzählung folgt dem Bericht eines Mannes, der die Morde an seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern sowie seinen eigenen Selbstmord einer Oper ähnlich besingt. Die Gegenüberstellung der häuslichen Umgebung mit den entstellten Gestalten der Figuren ruft Gefühle der Verwirrung und Abscheu hervor. Der Einsatz von CGI-Effekten und Prothesen führt zu einer unheimlichen, karikaturartigen Charakterisierung, die die Realitätsverzerrung des Films insgesamt noch verstärkt.
Untitled (All Pigs Must Die), 2015 (1 Minute)
Eine bearbeitete Sequenz aus Disneys Winnie the Pooh and the Blustery Day (1968). In dem Fragment der Disney-Erzählung schläft die Figur Eule friedlich, bis Ferkel gegen ein Fenster über ihm kracht und ihn aufweckt. Marcon dreht die Szene so, dass Eule durch den Aufprall immer wieder geweckt wird – die Narkolepsie (eine durch chronische Schlafstörungen hervorgerufene Lethargie) wird von der Kataplexie (einem plötzlichen körperlichen Zusammenbruch in Verbindung mit starken Emotionen) abgelöst.
Dolle, 2023 (30 Minuten)
Die Hauptfiguren in Dolle sind zwei Maulwürfe und ihre schlafenden Babys. Die Eltern wiederholen immer wieder eine Reihe von Zahlen, manchmal stolpern sie dabei. Kleine Indizien, wie das Rufen einer Eule oder das Tropfen eines Wasserhahns, veranschaulichen das Verstreichen der Zeit und lassen den Zuschauenden auf eine Wendung der Ereignisse warten, die jedoch nie eintritt.