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Defensio von Zsuzsi Flohr Event
Das PhD-in-Practice Programm der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Zsuzsi Flohrs Dissertation Wounded Narratives, Woven Memory: Three Generations Grappling with Genocide and Jewishness (Verwundete Narrative, verwobene Erinnerung: Drei Generationen, die sich mit Völkermord und Jüdischkeit auseinandersetzen).
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Ruth Sonderegger (Vorsitzende), Renate Lorenz und Anette Baldauf (Betreuer_innen), Marianne Hirsch (externe Gutachterin, Columbia University).
Abstract
Wounded Narratives, Woven Memory: Three Generations Grappling with Genocide and Jewishness (Verwundete Narrative, verwobene Erinnerung: Drei Generationen, die sich mit Völkermord und Jüdischkeit auseinandersetzen) untersucht den Begriff der „verwobenen Erinnerung“ und die Art und Weise, wie sie in verschiedenen Konzepten von Erinnerungsnarrativen wurzelt, wie sie in einen familiären Rahmen eingebettet ist und wie sie im Kontext der bildenden Kunst ausgedrückt wird. Der Begriff „verwobene Erinnerung“ bezieht sich auf den Prozess des Verwebens von Erinnerungen, die manchmal ganz unterschiedliche Ursprünge haben. Ich wähle das Partizip Perfekt von „weben“, denn manchmal werden Erinnerungen miteinander verwoben, und es ist nicht immer klar, wo ein Faden beginnt und der andere endet. Das ganze „Erinnerungsgewebe“ wird erst sichtbar, wenn man das fertig Verwobene in seiner Gesamtheit betrachtet.
„Woven Memory“ baut auf dem Prozess des Verwebens auf: Man nimmt ein neues Stück Garn – ein Erinnerungsfragment – und webt es in das bereits bestehende Gewebe ein, wobei man untersucht, wie die Fäden verwoben sind oder wie sie ausfransen. Durch das Weben und Verweben von Erinnerungen entsteht ein Gedächtnistuch. Auf einem Webstuhl aus Verlust, Geist und anderen unantastbaren Elementen des Erinnerns und Vergessens wird ein einzelner Faden in zwei oder mehr Verbindungen langer Fäden eingewoben.
Wounded Narratives, Woven Memory legt einen besonderen Schwerpunkt auf die dritte Generation nach dem Holocaust und ihre Bemühungen, das Schweigen innerhalb der Familie zu begreifen und zu beenden. Das bedeutet oft die Auseinandersetzung mit Lücken und dem parallelen Schweigen der Archive. Ein zentraler Teil meines Bestrebens ist es zu zeigen, wie Schweigen und Lücken durch aufmerksame und fantasiereiche Handlungen gefüllt werden können. Wounded Narratives, Woven Memory verwebt Erinnerung und Trauma mit tabuisierten, gedämpften, verletzten Dialogen und umgearbeiteten Zeugenaussagen.
In dieser Dissertation steht der Rucksack meines Großvaters als zentraler „Protagonist“ im Mittelpunkt und veranschaulicht die „verwobene Erinnerung“ in der Praxis. Ausgangspunkt war ein Gespräch mit meinem Vater und meiner Tante über den legendären Rucksack ihres Vaters und über ihre Erinnerungen, die mit diesem Objekt verbunden sind.
Diese Diskussionsreihe führte zu einem Kunstprojekt mit dem Titel Chances in Life. Das Forschungstagebuch, das die Entwicklung dieses Kunstprojekts dokumentiert, liegt dieser Arbeit bei. Darüber hinaus ist Wounded Narratives, Woven Memory eine Reaktion auf meine eigenen Erfahrungen als Emigrantin von Ungarn nach Österreich und meine damit einhergehende Auseinandersetzung mit neuen Erfahrungen, Konzepten und Arbeiten im Bereich der Erinnerungsforschung.
Kurzbiografie
Zsuzsi Flohr ist eine Künstlerin und Forscherin, und sie wohnt und arbeitet in Budapest und Wien. Ihr Werk ist in Gedächtnisstudien verwurzelt und schöpft Inspiration aus persönlichen Einblicken von Trauma und auch aus bildenden Künste. Sie verwendet die Methoden von arts-based research (AR), und ihr Werk bearbeitet offizielle und unoffizielle Archiven, Interview-Sammlungen, um die mögliche Kreuzungen zwischen “Gedächtnisfasern” wahr zu nehmen, insbesondere in Bezug auf Traumanarrativen. Flohrs künstlerische Forschung bearbeitet die Dritte Generation nach dem Holocaust, mit Schwerpunkt auf persönliche Narrativen und die Relevanz der Kunst für die Schaffung der Errinerungspolitik im familiären, sozialen und politischen Bereich. Flohrs Werk basiert auf Holocaustgedächtnis und Holocaustliteratur, mit Schwerpunkt auf “gendered memory,” während ihre Praxis verwebt Archivmaterial mit Fiktion und weist auf eine andauernde Vergangenheit und eine unbestimmte Zukunft hin. Ihre Kunstwerke wurden auf Ausstellungen, Biennalen, Filmfestivals und im öffentlichen Raum ausgestellt.
Die Defensio wird in englischer Sprache Atelier im Jüdischen Museum, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, stattfinden.
Wegen der begrenzten Kapazität bitten wir Sie, sich bis spätestens 29. Oktober via E-Mail an phd-in-practice@akbild.ac.at anzumelden.
Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.