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Kunst-Film-Dokument: COOKING HISTORY

Öffentlichkeit Film Screening
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1 Termin
Donnerstag 2. Dezember 2010

Cooking History
DONNERSTAG 2.12., 20:30
Slowakei /Tschechische Republik / Österreich /Finnland 2009
REGIE, BUCH Péter Kerekes
Originalfassung mit englischen Untertiteln

Österreich-Vorpremiere

Karin Berger im Gespräch mit Péter Kerekes

Dass nicht nur die Liebe, sondern auch der Krieg durch den Magen geht, beweist uns der ungewöhnliche Dokumentarfilm COO KING HISTO RY des slowakischen Filmemachers Péter Kerekes. Er erlaubt es, einer Handvoll Militärköchen und -köchinnen aus aller Welt ihre Geschichten und Rezepte zu erzählen und mit dem Zuschauer zu teilen. Die Feldküche wird hier zum Ort der Erinnerung und gewährt uns über den Kochtopf Einblicke in das 20. Jahrhundert europäischer Geschichte. Episodenhaft strukturiert, schlägt der Dokumentarfilm von den Konflikten im Zweiten Weltkrieg, der russischen Invasion in Ungarn, dem Prager Frühling, dem Algerienkrieg bis hin zu den Bürgerkriegen im ehemaligen Jugoslawien einen weit gefassten Bogen, wobei eingespieltes Archivmaterial die jeweils historischen Ereignisse vergegenwärtigt. Die Interviewten sprechen bei Kerekes meist in Monologen - doch sind dabeinicht nur »talking heads« zu sehen. Kerekes platziert jeden seiner Interviewpartner an ausgewählte Orte und schafft es über eine offene Form des Reenactments die Verbindung zu dem Vergangenen wiederherzustellen.
Peter Silbernagel, der als einziges Crew-Mitglied das sinkende U-Boot »Hain« im Jahr 1963 überlebte, redet über seine Erlebnisse, während er seine Schnitzel auf dem Sandstrand der norddeutschen Insel Sylt vorbereitet. Die Wellen der langsam ansteigenden Flut spülen sein fertig gebratenes Fleisch, die Kochtöpfe und Herdplatten vom Tisch. Die Kochutensilien sinken auf den Meeresgrund, wie auch damals das U-Boot mit dem Großteil der Besatzung. Weiter erzählt uns Liepke Distel, während die Brotmaschine den Teig umrührt, über seine Untergrundaktivitäten während des Zweiten Weltkriegs. Als Überlebender eines Konzentrationslagers wird Distel Mitglied der jüdischen Widerstandsbewegung und nachfolgend Bäcker in einem amerikanischen Gefangenenlager, wo er schließlich das Brot der Gestapo und SS vergiftete. Auch Titos persönlicher Vorkoster Branko Trbovic erzählt, vor der ehemaligen Villa Titos sitzend, seine Geschichte und beschreibt, wie der aufkeimende Nationalismus schon Anfang der Jugoslawienkriege bei denStaatsbanketten abzulesen war. »The menus show how far they got with their negotiations. From one meeting to the next, it’s getting more and more about nationalism and separation and less about to keep Yugoslavia whole.«
Kerekes verwebt somit geschickt die individuellen Erlebnisse der Köche und Köchinnen mit denen der europäischen Historie. Er schafft es, eine neue Perspektive auf die schon mehrfach thematisierten geschichtlichen Ereignisse zu legen - gleichzeitig gibt er dem Zuschauer die Möglichkeit, hinter die Kulissen und in das Leben von Militärköchen unterschiedlicher Generationen zu blicken. Als Zuschauer wird einem im Lauf des Films zudem immer stärker bewusst, was für einen Stellenwert das Essen in Verbindung mit Krieg und Politik haben kann. Der kroatische Militärkoch Mladen Vlahinja, der über den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien redet, bringt es auf den Punkt, indem er passend beschreibt: »without food, there is no war.« (Klaudija Sabo)

Archiv-Screenshot:

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