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Konzert Akademie Zweite Moderne
Konzert mit Werken von Nyokabi Kariũki, Mary Kouyoumdjian, Niloufar Nourbakhsh, Hannah Kendall, Jamie Man
Identität, Krieg und Freiheit – die Kompositionen des Konzertabends NO MORE EXCUSES I erzählen alle für sich starke Geschichten. In einer Zeit globaler Krisen geben die fünf Komponistinnen* durch autobiografische, dokumentarische, politische und radikal persönliche Perspektiven Einblicke in ihre (Lebens-)Realitäten. Gleichzeitig zeichnen sie in ihrer Diversität utopisch-kraftvolle Gegenentwürfe. Dabei stehen die höchst unterschiedlichen Orte und Erlebnisse als Sinnbilder unserer Gegenwart und beeindrucken durch ihre symbolische Kraft. NO MORE EXCUSES I ist das erste von zwei Konzerten mit dem Klangforum Wien, in denen die Werke der zehn international richtungsweisenden Komponistinnen* der Akademie Zweite Moderne 2025 zur Aufführung kommen. In ihrer Vielstimmigkeit einer zweiten, feministischen Moderne vereint sie die Auseinandersetzung mit unserer globalisierten, komplexen Gegenwart.
„Empathy is remembering that everybody has a story.“ (KaeTempest)
PROGRAMM
Nyokabi Kariũki
A Walk Through My Cũcũ’s Farm / Mũtamaiyũ
A Walk Through My Cũcũ’s Farm
Nyokabi spielt eine Solo-Adaption eines Stücks aus ihrem ersten Album „peace places: kenyan memories“.
„Im Dezember 2020 konnten meine Familie und ich meine Cũcũ (Großmutter) in ihrem Haus in Githũnguri, Kenia, besuchen. Wir spazierten über die Farm — so wie wir es bei jedem Besuch tun — doch dieses Mal nahm ich die Umgebung viel bewusster wahr: den Boden unter meinen Füßen, unsere Sprachen Kiswahili und Kikuyu, die Bäume und Früchte. Es fühlte sich an, als würde mir all das auf stille Weise etwas beibringen.“
Mũtamaiyũ
„Mũtamaiyũ“ ist ein heiliger Baum für das Agĩkũyũ-Volk in Kenia und gibt diesem work-in-progress aus Nyokabis kommendem, gleichnamigen Album seinen Titel. Das experimentelle Projekt beschäftigt sich mit Nyokabis zersplitterter und doch wieder aufblühenden Beziehung zum Wissen ihres Volkes — durch die Linse von Sprache, Spiritualität und dem anhaltenden Kampf um Freiheit betrachtet. All dies verwoben mit den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Verbindungen zum Land.
Mary Kouyoumdjian
Bombs of Beirut (2014)
Inspiriert von Interviews mit Angehörigen sowie Tondokumentationen von Bombenanschlägen und Angriffen auf Zivilist:innen, die zwischen 1976 und 1978 auf dem Balkon einer Wohnung in Beirut aufgenommen wurden, zeichnet Bombs in Beirut ein unmittelbares, emotional-akustisches Bild vom (Kriegs)Alltag im Nahen Osten. Autobiografisch nimmt Mary Kouyoumdjian so Bezug auf das Schicksal ihrer Familie, für die Libanon, einst Fluchtort vor dem armenischen Genozid, zum gefährlichen Zuhause wurde.
Niloufar Nourbakhsh
C Ce See (2022) / Solitary Confinement Aria aus Szene III
C Ce See (2022)
In C Ce See entsteht mit der besonderen Klangsprache von Niloufar Nourbakhsh eine musikalische Skulptur, die uns die ungemeine Bedeutung künstlerischer Verbindungen in einer Zeit von Unterdrückung, Femiziden und der Einschränkung von Menschenrechten vergegenwärtigt.
Solitary Confinement Aria aus Szene III
Nach den Präsidentschaftswahlen 2009 im Iran kommt es nach landesweiten Protesten gegen das Wahlergebnis zu zahlreichen Festnahmen und Ermordungen. Die Oper We the Innumerable, aus der im Konzert die Solitary Confinement Aria zu hören sein wird, ist die heroische Reise einer iranischen Frau, die die Wahrheit selbst im Angesicht von Angst und Gewalt verteidigt und den Kampf für Freiheit nicht aufgibt.
Hannah Kendall
Shouting forever into the receiver
Der Titel Shouting forever into the receiver, ein Zitat aus Ocean Vuongs Roman On Earth We’re Briefly Gorgeous, weckte Hannah Kendalls Erinnerungen an Schreie der Plantagenmaschinerie. Das Leid der Bevölkerung in der afrikanischen Diaspora und die sich ankündigende Bedrohung wird durch die Gleichzeitigkeit einer sphärenartigen Klangwelt mit prominenten Fragmenten europäischer musikalischer Codes heraufbeschworen. Das Werk schafft so eine bedrückende Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit verschiedener Kontinente und stellt die Frage nach der Vereinbarkeit von Werten.
Jamie Man
Etude #16161D (UA)
My body, writes into your flesh the poem you make of me’… Ausgehend von Audre Lords Gedicht Recreation stellt Jamie Man in ihrer Uraufführung Etude #16161D die utopische Frage nach Symbiose und Gleichheit aller Körper. Wie klingt das Ritual, das den nackten, verwundbaren Körper Gewalt aussetzt und Kraft wie Kontrolle evoziert?