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CCC#3 Panel discussion

Moderation: Anna Zaytseva, Kuratorin am Multimedia Art Museum, Moskau

TeilnehmerInnen: German Titov (Künstler, Sammler, Moskau), Yelena Walker (Sammlerin, London), Ursula Maria Probst (Kuratorin, Wien), Roman Fuchs (Sammler, Wien) und Benjamin Kaufmann (Sammler, Wien)

VERLÄNGERT BIS SAMSTAG, 29. NOVEMBER 2014
Curated by_vienna 2014: „THE CENTURY OF THE BED“
INSIGNIFICANT ALTERATIONS_CURATED BY OLGA SVIBLOVA
Krinzinger Projekte, Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien

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KünstlerInnen: Nikita Alekseev (*1953, l. in Moskau), Marina Alekseeva (*1959, l. in Shuvalovo-Ozerki/RU), Collective Actions (gegr. 1976, Moskau), Andrey Filippov (*1959, l. in Moskau), Inspection Medical Hermeneutics (gegr. 1987, Moskau), Yuri Leiderman (*1963, l. in Berlin), Andrey Monastyrsky (*1949, l. in Moskau), Pavel Pepperstein (*1966, l. in Moskau), Victor Skersis (*1956, l. in Bethlehem/USA), German Titov (*1964, l. in Wologda)

Die Ausstellung INSIGNIFICANT ALTERATIONS_CURATED BY OLGA SVIBLOVA
behandelt den diesjähren Leitgedanken von curated by_vienna 2014: “The Century of the Bed”, und steht auch in Relation zur langfristig angelegten Reihe Curators Collectors Collaborations (CCC) der Galerie Krinzinger. Die Ausstellung, die von Olga Sviblova, der Gründungsdirektorin des Multimedia Art Museum in Moskau, kuratiert wurde, ist noch bis Samstag, den 29. November 2014 im Projektraum Krinzinger Projekte, Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien zu sehen.

CCC PANEL DISCUSSION
Das Projekt CCC vernetzt SammlerInnen und KuratorInnen mit dem Ziel, Ausstellungen auf Basis der jeweiligen Sammlungen zu entwerfen und Perspektiven für die Sammlungspolitik zu reflektieren. Den KuratorInnen wird gestattet mit Werken zu arbeiten, die normalerweise der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Die SammlerInnen wiederum haben die Möglichkeit ihre Schätze einem breiten Publikum zu präsentieren. Am Freitag, den 21. November 2014 um 19 Uhr diskutiert Olga Sviblova mit SammlerInnen, KünstlerInnen und KuratorInnen im Rahmen der Reihe Curators Collectors Collaborations (CCC) im Projektraum Krinzinger Projekte über die aktuelle Ausstellung, das Verhältnis von Sammeln und Kuratieren und verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

INSIGNIFICANT ALTERATIONS_CURATED BY OLGA SVIBLOVA
Die in der Ausstellung präsentierten Werke stammen von KünstlerInnen, die der Moskauer konzeptuellen Schule angehören: Diese, durch Kontemplation gekennzeichnete, Schule entstand im Zuge der so genannten „Jahre der Stagnation“ der Sowjetunion in den 1970er- Jahren. Sie kultivierte die “typisch russische” Trägheit, der bereits der Autor Ivan Gontscharow 1859 in seinem klassischen Roman “Oblomow” Ausdruck verliehen hatte. Illja Iljitsch, der Protagonist der Geschichte, verbringt die meiste Zeit mit Grübeln und Sinnieren im Bett – im Unterschied zu einem weiteren Hauptdarsteller der Geschichte, dem Deutschen Stolz, der seine Umwelt aktiv zu gestalten trachtet. Oblomow steht für das schlafende Russland, das am Ende vielleicht gar nicht erweckt werden sollte?

In einem Interview erwähnt der Künstler Pavel Pepperstein, dass er sich der Moskauer Konzeptualistenszene anschloss, nachdem er in den späten 1970er-Jahren Andrey Monastyrsky kennengelernt hatte. Monastyrsky lag damals die meiste Zeit auf dem Sofa und wandte der Welt buchstäblich seinen Rücken zu, war dessen ungeachtet aber offen für jede Kommunikation. Der Kreis der Moskauer Konzeptualisten pflegte die Kontemplation durch Fixierung und Analyse besonders unwichtiger Veränderungen. Damit sind etwa die „unsichtbaren“ Aktionen von Collective Actions gemeint, die sich nur an die „Mitglieder“ der Gruppe selber richten, oder Monastyrskys interaktives Objekt „Finger“ (1978), in das sich die BetrachterInnen minimal und geringfügig einbringen müssen. Weiters die Installation der Künstlergruppe Inspection Medical Hermeneutics, die ein Bett und Bücher als „Protagonisten“ hat (in Russland liest man Bücher meist liegend), oder das Video „Three Flags“ (2011) von German Titov, in dem drei sich kaum erkennbar bewegende Fahnen – in weiß, rot und blau – über einem Ödland flattern. Im Moment werden weltweit und in Russland wichtige Veränderungen und globale Erschütterungen spürbar. Einmal mehr wären wir aufgefordert zum Paradigma der „unwichtigen Veränderungen“ zurückzukehren, das in der Mythologie, der Literatur und der Gesellschaft Russlands so tief verwurzelt ist.

Olga Sviblova, Gründungsdirektorin des Multimedia Art Museum, Moskau, arbeitet seit 1988 als Kuratorin bedeutender internationaler Ausstellungen, u. a. des russischen Pavillions im Rahmen der Venedig Biennalen 2007 und 2009. Im Laufe ihrer Karriere schrieb und produzierte sie zahlreiche Dokumentationen über Kunst, etwa den Film „Dina Verni“, für den sie 1996 einen Ehrenpreis beim UNESCO Film Festival Paris gewann.

Die Ausstellung findet im Rahmen von curated by_vienna 2014: “The Century of the Bed” statt. Das theoretische Konzept für die sechste Ausgabe von curated by_vienna hat die renommierte Architekturhistorikerin und -theoretikerin Beatriz Colomina geschaffen. Das Projekt wird von departure, dem Kreativzentrum der Wirtschaftsagentur Wien, in Kooperation mit 20 ausgewählten Wiener Galerien für zeitgenössische Kunst organisiert.
www.curatedby.at

Diskussion
Zeitgenössische Kunst
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21.11.2014 (Fri)
19:00 -