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Filmische Erinnerungslandschaften

Jour fixe Arbeitsgespräch Kulturwissenschaften

TOBIAS EBBRECHT-HARTMANN (Hebrew University Jerusalem)

Filmische Erinnerungslandschaften
Der Holocaust im europäischen Gegenwartskino

Als ?negativer Gründungsmythos? (Claus Leggewie) nimmt der Holocaust heute eine zentrale Rolle im europäischen Gedächtnis ein. Allerdings bleiben dabei gegenläufige Erinnerungen bestehen, die auf unterschiedlichen Wahrnehmungen von Krieg, Kollaboration und Verbrechen beruhen und oft im Konflikt zueinander stehen. Während die europäische Erinnerungspolitik dazu tendiert, diese Erinnerungskonflikte zu harmonisieren und nationale Geschichtspolitiken partikulare Perspektiven universalisieren, bietet das Kino einen Ort an, an dem unterschiedliche Erfahrungsdimensionen aufeinander prallen und Konflikte ausgehandelt werden können, ohne sie notwendig zu versöhnen. So trägt das sich zunehmend transnationalisierende europäische Gegenwartskino dazu bei, die neue europäische Erinnerungskultur und ihre Reibungen mit nationalen Geschichtsversionen zu verhandeln und diese entweder aufzubrechen oder zu modernisieren. Der Holocaust, der Mord an den europäischen Juden, ist daher auch zu einem zentralen Bestandteil der Erinnerungslandschaften des europäischen Films geworden.
Der Vortrag wird anhand verschiedener Beispiele aus den vergangenen Jahren visuelle und narrative Strategien analysieren, die die Erinnerung an den Holocaust in filmische Erzählformen übersetzen, und diskutieren, wie diese auf die Ausdifferenzierung europäischer Erinnerungskulturen antworten, bzw. die zunehmende Kanonisierung eines ?europäischen Gedächtnisses? unterlaufen.

Organisation Peter Stachel, IKT – Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte

Vortrag
Zeitgenössische Kunst
Theorie
Film
arts (general)
06.04.2017 (Thu)
16:30 -