rewind.esel.at
Erinnern, Gegenwartsbewältigung

Eine Gesprächsrunde zum zeitgenössisch-jüdischen Wien

Mit: Max Czollek (Berlin), Udi Edelman (Tel Aviv), Eduard Freudmann (Wien), Ekatarina Shapiro-Obermair (Wien), Benjamin Seroussi (Casa do Povo, São Paulo), Rebecca Sternberg (Wien) und weiteren.

Moderation: Delal Z. Isci (Wien/ São Paulo/ Berlin)

Zum Auftakt des Projektes Gegenwartsbewältigung - Erinnerungskultur treffen im Herbst 2022 bildende Künstler:innen und Schriftsteller:innen im Rahmen eines Gesprächs im FLUCC im 2. Wiener Gemeindebezirk in einen Dialog mit der Stadt, der Geschichts- und Gegenwartsbewältigung. Es geht um jüdische Zeitgenossenschaft in Wien, in der Leopoldstadt und der Diaspora.

Durch die Lage des Veranstaltungsortes, in einem heute noch traditionell jüdisch geprägten Stadtteil, nimmt Erinnern, Gegenwartsbewältigung. jüdische Bezüge, in der Gegenwart, an der Schnittstelle zwischen lokalen und globalen Ausdrucksformen in den Fokus: Die jüdische Kunst- und Literaturwelt zu Gast in der Leopoldstadt. Zwischen den künstlerischen und literarischen Arbeitsweisen geht es um das Jetzt. Sowie um die Frage nach einer jüdischen Zeitgenossenschaft. Wie lebt und arbeitet es sich heute in Wien jüdisch? Warum werden diese Zeitgenoss:innenschaften übersehen und wie lässt sich die Lebendigkeit, die wir erfahren mitteilen? Lässt sich auch inmitten eines historischen Erbes der Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung Freude kultivieren? Eingeladen sind Gäste mit Blickpunkten zu Geschichtspolitik, Theologie, Literatur und Mystik.

Jenseits der Erinnerungskultur lebt diese jüdische Kultur, befruchtet bestehende Geschichtspolitik, Kunst und Literatur, ist alles andere als vergangen oder marginal. Jedoch liegt der Fokus, wenn es um das jüdische Wien geht immer noch auf dem Umgang mit einem schweren historischen Erbe. Übersehen werden dabei, die Kunstschaffenden und ihre Beiträge, die auf das Heute, am Puls der Zeit zielen. Jetzt stellen wir die Frage nach dem Heute, ohne die Geschichte zu vergessen.
Im Anschluss geht es im Frühling in der gleichnamigen Ausstellung im FLUCC
und unmittelbarem öffentlichen Raum um das Kulturzentrum weiter.

Gäste:

Eduard Freudmann lebt als bildender Künstler in Wien und arbeitet als Senior Artist an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er arbeitet zu Themen wie Geschichtspolitik, Denkmalkritik und Kunst im öffentlichen Raum. Er studierte Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der Bauhaus-Universität Weimar und ist Forscher und Lehrer für transdisziplinäre Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Freudmann interessiert sich für offizielle und inoffizielle Geschichtspolitik und ihren Ausdruck im öffentlichen Raum. Seit 2020 ist er Co-organisator der Schandwache, einer kritischen Intervention am Denkmal des Antisemiten Dr. Karl Lueger.

Ekatarina Shapiro-Obermair ist bildende Künstlerin, Forscherin und Kuratorin. Sie wurde 1980 in Moskau geboren. Zwischen 1999 und 2009 studierte sie Malerei und Bildhauerei in Nürnberg, Berlin und Wien. Seit 2004 lebt und arbeitet Shapiro-Obermair in Wien. Gemeinsam mit Wolfgang Obermair betriebt sie den Kunstraum Hoast in der Leopoldstadt. Themen ihrer Arbeiten sind Aneignungen von historischen Narrativen, das Hantieren mit postfaktischem Wissen sowie Wechselbeziehungen zwischen Form und Ideologie. Ihr Fokus liegt dabei oft auf verschiedenen Aspekten der sowjetischen und postsowjetischen Kunst und Kultur.

Max Czollek ist Schriftsteller, Lyriker und Publizist. 2016 hat er am Zentrum für Antisemitismusforschung promoviert. Er ist Mitglied des Lyrikkollektivs G13, seine Gedichte erscheinen in zahlreichen Literaturzeitschriften (u.a. Edit, Belletristik, Aviv und poet) und Anthologien. Er organisierte von 2013- 2017 die Diskussionsreihe Gegenwartsbewältigung im Maxim Gorki Theater, 2018 erschien das Sachbuch Desintegriert Euch!, 2020 erschien sein Buch Gegenwartsbewältigung im Hanser Verlag, von welchem diese Veranstaltung ihren Titel leiht.

Udi Edelman lebt als Kurator und Researcher in Israel. Er ist Direktor und Chefkurator des CDA (Center for Digital Art). In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Geschichte und Gesten bezüglich der Wahrheit und Fiktion, Mythos und Ethos. Er kuratierte zahlreiche internationale Projekte wie zum Beispiel State Chronicle (2013-2014) ein live Performance Projekt, als Lesung und Debatte zur Geschichte an öffentlichen Plätzen und Akcja. (2015) Recherche und Performance Festival zu public action in Warschau. Sein letztes Projekt beinhaltet Monument/Action, eine Trilogie zur öffentlichen Kunst in Israel.

Benjamin Seroussi ist ein in São Paulo lebender Kurator, Verleger und Kulturmanager. Er ist Direktor des Casa do Povo in São Paulo, ein autonomes jüdisches Kulturzentrum. Seroussi war stellvertretender Direktor des Centro da Cultura Judaica São Paulo, Co-Kuartor der 31. São Paulo Biennale, Chefkurator des Kulturzentrums Vila Itororo Canteiro Aberto und regionaler Koordinator für Süd Amerika für den Swiss Arts Council Pro Helvetia. Er unterrichtet regelmäßig zu kuratorischer Praxis und Kulturmanagement.

Ruth Novaczek ist Künstlerin, Filmemacherin, Performance Artist, Musikerin und Schriftstellerin. Ihre experimentellen vernakularen Filme und Installationen hat sie national und international ausgestellt. Sie hat einen PhD in Practice von der University of Westminster wo sie an der Faculty of the lo-res Transart Institute Visiting Research Fellow ist. Eine Sammlung ihrer Gedichte, Altneu wurde dieses Jahr von Wild Seeds, neben einer retrospektiven Installation ihrer Filme, Retsospective im Kunsthaus- Gartenhaus, Wien ausgestellt. Sie lebt derzeit in London.

Moderation:

Delal Zozan Isci lebt als Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin in Wien und Berlin. Sie studierte Bildenden Kunst, Kunst und Kulturwissenschaft an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Sozial und Kulturanthropologie an der Universidade São Paulo. Seit 2013 kuratierte sie zahlreiche Ausstellungsprojekte, zuletzt die internationale Ausstellung Weiterleben | In anderen Worten überleben? Im xhibit der Akademie der bildenden Künste Wien. Derzeit ist die Doktorandin in Wissenschaftsgeschichte. Ihre Forschungsinteressen reichen von deutschsprachiger Anthropologie- und Psychologiegeschichte bis hin zu Post Colonial Studies und Zeitgenössischer Kunst. Sie ist Kuratorin dieses Projektes. In ihrer wissenschaftlichen und kuratorischen Arbeit beforscht sie offizielle Geschichtsschreibung und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart in Kunst und Kultur.

Mit freundlicher Unterstützung von Leopoldstadt Kultur/With the kind support of Leopoldstadt Culture.
Koordinatorin für das FLUCC in Kooperation mit Transcultural Emancipation/Coordinator for FLUCC in Cooperation with Transcultural Emancipation: Ursula Maria Probst

Diskussion
Zeitgenössische Kunst
Theorie
arts (general)
12.12.2022 (Mon)
19:30 -
flucc , 1020 Wien