rewind.esel.at
Wiener Festwochen: Bodenprobe Kasachstan

Als Stalin während des Zweiten Weltkriegs hunderttausende in Russland lebende Deutsche nach Kasachstan und Sibirien deportierte, war Erdöl bereits weltweit zur Hauptversorgungsquelle geworden. Nachdem Helmut Kohl Anfang der 90er Jahre eine Million Russlanddeutsche aus Kasachstan nach Deutschland zurückholte, wurde in Westkasachstan eines der größten Ölfelder der letzten 20 Jahre entdeckt.
Was ist aus den Spätaussiedlern geworden? Die Älteren leben meist von Sozialhilfe, die Jüngeren werden oft vorschnell als Neonazis abgehakt. In Kasachstan hingegen soll in zehn Jahren mehr Öl gefordert werden, als in Kuwait vor dem Irakkrieg, und die Wirtschaft wächst jährlich über sechs Prozent. In der neuen Hauptstadt Astana hat sich eine neue Petrodollar-Elite gebildet. Die Regierung lockt mit staatlichen Rückkehrer-Programmen.

Seit März 2010 castet Stefan Kaegi Ich-Erzähler des Öls. Er sucht nach den Russlanddeutschen, die den Pipelines entlang zurück nach Kasachstan reisen, und die bereit sind, mit ihm das Land, in dem sie aufwuchsen, aus der Distanz des Entflohenen und der Nähe des Heimkehrers zu betrachten. Es entsteht ein Theaterabend als Kasachstan-Simulation, in dem Menschen in russischer und deutscher Sprache die Routen der Steppe besingen und beschreiben, den Weg ihres Lebens, des Erdöls und der Macht.

Besetzung
Konzeption und Inszenierung: Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)

Performance
arts (general)
Öffentlichkeit
15.06.2011 (Wed)
20:30 -