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Enteignen, entrechten, ausgrenzen: Wirtschaftswachstum, Infrastrukturaufbau, Slums und Vision Bombay 2020

In ihrer Wiener Vorlesung berichtet Shalini Randeria von ihrer aktuellen Forschung, die sich der gegenwärtigen Dynamik der ursprünglichen Akkumulation in Indien widmet. Prozesse der Enteignung und Entrechtung, die eng mit Fragen der Umweltgerechtigkeit verbunden sind, stehen dabei im Mittelpunkt. Die damit einhergehende Verarmung wird als Preis für den wirtschaftlichen Aufstieg des Landes politisch in Kauf genommen.

Ethnographische Fallstudien aus unterschiedlichen Regionen des Landes lassen verschiedene Aspekte dieser Prozesse erkennen: die Vertreibung von Bäuerinnen und Bauern sowie Fischerinnen und Fischern, um private Häfen und Sonderwirtschaftszonen nach chinesischem Vorbild zu errichten; die Zwangsumsiedlung von Slumbewohnerinnen und Slumbewohnern, um städtische Verkehrsinfrastruktur aufzubauen; die Zerstörung von Bergdörfern, um ausländischen und einheimischen Minengesellschaften den Abbau von wertvollen Rohstoffen zu ermöglichen und schließlich die Beschneidung von Rechten der Hirten-Nomadinnen und -Nomaden, um den Schutz der Biodiversität zu gewährleisten.

Es wird dabei einerseits die Privatisierung von staatlichem sowie gemeinschaftlichem Eigentum (“commons”) untersucht. Andererseits wird die Einführung von neuen geistigen Eigentumsrechten auf biogenetische Ressourcen analysiert, die die bisherigen kollektiven Rechte von Bäuerinnen und Bauern beschneidet. Anhand ethnographischer Studien werden die alltäglichen Praktiken des Staates untersucht, der durch die Verrechtlichung von immer mehr Lebensbereichen die Entrechtung der armen Bevölkerungsschichten vorantreibt.

Vortrag
Performance
arts (general)
Öffentlichkeit
07.06.2011 (Tue)
19:00 -
Rathaus Wien , 1010 Wien