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Mediale Techniken des Unheimlichen und der Angst - Michaela Wünsch

Der Vortrag widmet sich dem Verhältnis von Medien und Angst, das zumindest in einem Aspekt konstitutiv ist: der Rahmung. “Die Angst ist immer gerahmt”, wie Lacan im Seminar X schreibt. Während für Freud die Angst unbestimmt und objektlos ist, bezieht sie Lacan auf das Begehren des Anderen. Nach Lacan ist die Angst immer gerahmt, sie bezieht sich auf das Verhältnis von Schauen und Angeblickt-Werden. Das Angeblickt-Werden ist für das Subjekt aus zweierlei Gründen bedrohlich: Zum einen zeigt sich im Blick des Anderen die symbolische Situiertheit des Subjekts, zum anderen das Begehren des Anderen als die Frage nach dem „Che vuoi“. Damit das Subjekt nicht zum Objekt des Blicks wird, muss es im Bild immer eine Aussparung, ein Nicht-Sehen geben, an dem sich das Subjekt als Sehendes setzt. Meine These ist, dass diese Leerstelle der Rahmen ist, der als Mittel der Sichtbarmachung unsichtbar bleiben muss. Wird er, wie in den Filmbeispielen, selbst sichtbar, entsteht Angst. Der Rahmen fungiert hier als Objekt a, das, wie Sam Weber schreibt, bezogen auf ein gerahmtes Bild, das ist, was im Bild zugleich fehlt und es rahmt. Dementsprechend wäre der Rahmen die Leerstelle in einem Bild, das, was das Sehen selbst ermöglicht. Wird dieses Objekt sichtbar gemacht, erscheint es als ein Zuviel; die konstitutive Leerstelle mangelt und es löst Angst aus, wie Lacan in seinem Seminar X ausführt.

Michaela Wünsch hat an der Humboldt-Universität zu Berlin in Kulturwissenschaft zum Serienkiller als Medium des Unbewussten promoviert; demnächst erscheint von ihr ein Sammelband zu Lacans Angstseminar, der aus einer Tagung zum Seminar X des Circle of Lacanian Ideology Critique der Jan-van-Eyck-Academie Maastricht hervorgeht.

Vortrag
arts (general)
Öffentlichkeit
23.05.2011 (Mon)
19:30 -
Galerie Charim , 1010 Wien