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Literatur als Radiokunst

STAN LAFLEUR (Cologne) Im Alpenrhein (15?30, Sound: Martin Leitner)
ELFFRIEDE.INTERDISZIPLINÄRE AUFZEICHNENSYSTEME (Vienna) Schrei zum Hummel (15?03, Sound: Robert Pavlecka)
MICHAELA FALKNER (Vienna) Es gibt diesen Krieg gar nicht – Eine Zurückweisung (13?38, Sound: Robert Pavlecka)
CHRISTIAN STEINBACHER (Linz) Der Schluck auf der Lücke (15?27, Sound: Martin Leitner)

elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme stellt in ihrem Stück „schrei zum hummel” in ausgetüftelter Choreographie zunächst die verschiedenen Protagonisten auf den Plan: Von dem Metatext der „Expertenmeinungen” (hier formuliert sich die Poetologie des Unterfangens), grenzt sich die „nach innen gewendete” Dichterstimme distinkt ab.
Für seine Produktion im Rahmen der Reihe „Literatur als Radiokunst” hat Stan Lafleur eine Art Natur-, Milieu- und Sprachstudie aus dem hochalpinen „Alpenrhein” mitgebracht und damit eine satirische Mélange aus teils erfundenen, teils modifizierten Sagen, welche einerseits die alpine Mythologie, anderseits die hochindustrialisierte Tourismusindustrie inhaltlich wie formal ironisieren. Mit seiner enorm variablen Stimme, einem genussvoll schönbösen Text sowie einer einleuchtenden Rondo-Dramaturgie korrodiert Lafleur virtuos die pathetische Pracht der Alpen.
Bereits der Titel von Christian Steinbachers Produktion fingiert ein schieres Sprachspiel mit wechselnden Harmonien, Stimmlagen und Mikrophonen, wobei das Stammeln , die Lücke , die Unterbrechung ebenso zur Komposition des Stückes taugen wie manches schnurrende Sprachmaschinchen.
Der Kriegszustand, ein autoritäres Regime, die Gewalt, die Kinder und Menschen erfahren, mag einerseits wie eine (futuristische) Dystopie anmuten, streift indes haarscharf an bereits bestehende Situationen, wo in Drogen- und anderen Kriegen vor allem Kinder zu den unmittelbaren Opfern zählen. Erzählt aus der Perspektive des 12jährigen Ivan, wechseln einander Wahrnehmungs- und Erinnerungs-Flashs ab, die – ohne einen kontextstiftenden auktorialen Erzähler – gleichwohl szenisch stringent wirken. (Christiane Zintzen, Kuratorin)

elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme stellt das “werk” vor die “person”, das diese ganz bedeckt, beschützt, verbirgt, durchtränkt. seit 2000 zeichnung, textung, ton, sprache, film, bild (oder wie der kram heißt).

Stan Lafleur, *1968 in Karlsruhe, lebt in Köln als Autor und Spoken Word-Performer. Studien der Germanistik, Medienwissenschaft, Anglistik, Romanistik, Afrikanistik in Düsseldorf und Köln, Online-Journalist. Erwerbstätigkeiten u.a. als Lager- und Fabrikarbeiter, Volleyball-Trainer, Möbelpacker, Krankenpfleger, Zappes, Grafiker, Unternehmensberater, Kurator; Organisation von literarischen Veranstaltungen in Düsseldorf und Köln, transdisziplinäre Projekte. Veröffentlicht Prosa und Lyrik.

Michaela Falkner, *1970. Lebt und arbeitet in Wien und Algier. Bücher, Manifeste, Performance, Installation, Kunstinterventionen. Zuletzt Kaltschweißattacken. Requiem für vor Euphorie aufgeschlagene Knie (2009).

Christian Steinbacher, *1960 in Ried im Innkreis, lebt in Linz. Seit 1988 mehrere Lyrikbände sowie Arbeiten im Umfeld experimenteller, konzeptueller und phonetischer Poesie. Zuletzt erschienen: Für die Früchtchen. Ein Plädoyer (2000); der wandel motzt. Gedichte und Stücke (2000); Auf der Blinkspur, Loipen und Kreisel (2003); Die Treffsicherheit des Lamas. Von Melancholien, Maul-Würfen und deren Zurückweisung (2004); Wangerl, abgehoben. Vom Zurechtbiegen und Stehen Lassen (2005); Zwirbeln, was es hält. Gedichte (2006); vorlautes nieseln. Ein Abend für zwei Streicherinnen, Autor und Clementine (DVD, mit Christoph Herndler, 2007); Klotzkopf. Hausgemachte Fiktionen (mit Zsuzsanna Gahse, 2009).

Intervention
arts (general)
Öffentlichkeit
21.02.2011 (Mon)
19:00 -
Alte Schmiede , 1010 Wien