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Possible Reactions

Possible Reactions
Zwei Künstlerinnen haben sich in ihren Arbeiten über ihren individuellen Zugang dem Versuch angenähert, Gewalt ins Bild zu setzen.

Alexandra Grill (Österreich): ,,see me beautiful”
Fiona Rukschcio (Österreich): “Bill Posters will be prosecuted”

Eröffnung: 26.05.2010 - 19:00
27.05.2010 bis 04.06.2010
Montag bis Freitag 17 bis 20 Uhr

Physische und psychische Gewalt, die Frauen täglich erleben, ist fixer Bestandteil unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Je nach Demokratisierungsgrad und nach dem Ausmass der Aufweichung von patriarchalen Strukturen sowie der Tabuisierung gegenüber der Öffentlichkeit ist Gewalt mehr oder weniger präsent, manchmal mehr sichtbar, manchmal weniger. Die Frage wie Frauen mit diesen Traumata umgehen bzw. welche psychischen und physischen Spuren und Wunden von dieser Gewalt, die nichts anderes als die eindimensionale Demonstration von Macht veranschaulicht, bleiben, sind in der Ausstellung ,,mögliche Reaktionen/possible reactions” zu sehen.
fotoK-Aktion zeigt zwei Positionen von Künstlerinnen und macht sichtbar, dass sich Frauen, die unmittelbare Gewalt erlebt haben, sowohl in der Opfer- als auch in der Täterrolle wiederfinden können.

….. Wir laufen daher Gefahr, dass wir zur Erklärung der männlichen Herrschaft auf Denkweisen
zurückgreifen, die selbst das Produkt dieser Herrschaft sind.
(Pierre Bourdieu, ,,Die männliche Herrschaft”/“La domination masculine”, 1998)

Alexandra Grill: See me beautiful
Säureattacken in Bangladesch bedingten im Jahr 2008 weitere 179 Opfer. Die auf Gesicht und Körper geschüttete Säure frisst sich in kürzester Zeit durch Haut und Gewebe bis zu den Knochen. Immer resultieren Entstellungen, oft auch dauerhafte Behinderungen. Die meisten Anschläge richten sich gegen junge Frauen. Als häufigstes Motiv gilt die Kränkung der männlichen Ehre. Auf Zurückweisung von Heiratsanträgen oder sexuellen Annäherungen folgt die Reaktion ,,Wenn ich sie nicht kriege, soll auch niemand anderer von ihrer Schönheit etwas haben!”. Man will bewusst nicht töten, sondern bestrafen: das äußere Erscheinungsbild, die Weiblichkeit, wird in wenigen Augenblicken für immer zerstört. Säuregewalt ist brutalste symbolische Machtausübung und effektiv in absolut irreversibler Weise.
Während gewöhnliche Wunden irgendwann verheilen, bleiben Säurenarben für immer bestehen - körperlich, seelisch und sozial. Plastische Chirurgie kann helfen, die Verätzungsschäden zumindest teilweise zu reparieren. Sich selbst als wertvollen, schönen Menschen zu sehen, fällt besonders den Frauen in der bengalischen Gesellschaft ohnehin schwer.
Die integrierte medizinische, psychosozial-therapeutische und rechtliche Hilfe durch die Acid Survivors Foundation (ASF) soll die Überlebenden darin unterstützen, ihre Selbstachtung wieder zu finden.

Fiona Rukschcio: ,,Bill Posters will be prosecuted”
England 2095:
The rate of violence against women and children has dropped significantly.
Why?
Let´s go back to London in the 1990s and you will see…
,,Bill Posters will be prosecuted” ist ein utopischer Videofilm, der von einer anonymen Frauengruppe (,,The Group”) handelt, die den Auftrag erhält, sich an einen von Gericht freigesprochenen Vergewaltiger (Bill Posters) zu rächen.
Sie warnen ihn auf verschiedenen Wegen (Bill Posters will be prosecuted) und geben ihm Zeit, sein Verhalten zu ändern, doch Bill macht weiter, und so liegt es an zwei Frauen der Gruppe, den Fall zu Ende zu führen und ein Exempel zu statuieren…
Dieses Video, das als Diplom im Juni 2002 auf der Akademie der bildenden Künste Wien fertiggestellt wurde, behandelt ein gleichsam tabuisiertes wie auch filmisch für den ,,männlichen Blick” ausgeschlachtetes Thema: Gewalt gegen Frauen.
,,Bill Posters will be prosecuted” geht aber einen Schritt weiter, indem von der Vergeltung auf geschehenes Unrecht, basierend auf Frauensolidarität, erzählt wird.

fotoK-Aktion wird unterstützt vom BMUKK

Ausstellung
arts (general)
Öffentlichkeit
27.03.2018 (Tue)
19:00 -
fotoK , 1150 Wien fotoK-Hinterhaus Grangasse 5 1150 Wien