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Vortrag: Susanne Heim - Fluchtpunkt Karibik

Susanne Heim

Fluchtpunkt Karibik.
Sosúa - eine jüdische Siedlungskooperative als Experimentierfeld der Migrationsplanung

Donnerstag, 14. Jänner 2010, 12:00 s.t.

Nach dem Anschluss Österreichs, im Sommer 1938, bot ausgerechnet eine der brutalsten Diktaturen Lateinamerikas den verfolgten Juden eine Zuflucht an: die Dominikanische Republik versprach, 100.000 jüdischen Flüchtlingen Asyl zu gewähren.
Das Projekt blieb in den Anfängen stecken. Grund dafür waren praktische Schwierigkeiten ebenso wie die widerstreitenden Motive seiner Unterstützer: Der dominikanische Diktator Trujillo, ein Bewunderer Hitlers, wollte die Bevölkerung seines Landes durch weiße Siedler ,,aufhellen”; die US- Regierung unter F.D. Roosevelt sah in der karibischen Flüchtlingskolonie ein Modellprojekt für eine globale Migrationsregulierung; die Hilfsorganisation Joint hoffte, durch eine Art Kibbuzwirtschaft Impulse für die Entwicklung des verarmten Landes geben zu können. Die meisten Flüchtlinge jedoch wollten möglichst bald in die USA weiterwandern.
In der Geschichte des Siedlungsprojekts werden einige der großen Entwicklungslinien des 20. Jahrhunderts konkret: Die Kapitulation der demokratischen Staaten vor der antijüdischen Politik der Nazis, das Konzept eines sozialistischen Siedlungsprojekts und sein Scheitern und schließlich die Migration als Motor der Modernisierung.

PD Dr. Susanne Heim, Historikerin und Politologin; Forschungsschwerpunkte u.a. Nationalsozialismus, Holocaust und internationale Flüchtlingspolitik; Forschungsaufenthalte in Israel (Yad Vashem) und den USA (USHMM); seit 2005 Projektleiterin der Edition ,,Judenverfolgung 1933-1945”; 2009 erschien das Buch ,,Fluchtpunkt Karibik” (mit H.U. Dillmann); WS 2009/10 Gastprofessur an der Universität Wien.

Vortrag
arts (general)
Öffentlichkeit
27.03.2018 (Tue)
12:00 -
Campus der Universität Wien, Altes AKH , 1090 Wien Seminarraum 1 des Instituts für Zeitgeschichte Universitäts-Campus Spitalgasse 2-4/Hof 1 1090 Wien