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Spiritual Decolonization

Ein Projekt von Ana Hoffner ex-Prvulovic*

Духовна Деколонизација (Spiritual Decolonization) ist eine filmische Assemblage, die sich auf den Vortrag „Women, Development and the Non-Aligned Movement“ bezieht, den die jugoslawische Partisanin, Politikerin und Feministin Vida Tomšič 1985 in Neu-Delhi hielt. Der Film beschäftigt sich mit der Freundschaft zwischen Tomšič und der indischen Grassroots-Feministin, Aktivistin und Women’s-Studies-Pionierin Vina Mazumdar. Hoffners Arbeit verlagert das Setting des nachgesprochenen Vortrags in die Galerie der non-aligned Staaten im montenegrinischen Podgorica (vormals Titograd), die seit den 1980er-Jahren von vier herausragenden Kulturarbeiter*innen geleitet wird. Spiritual Decolonization setzt dabei die historische Begegnung zwischen Vida Tomšič und Vina Mazumdar mit deren Statements über die Sammlung und das Erbe der Kulturpolitik der non-aligned in Beziehung. Als Teil einer Ausstellung für die Kochi-Muziris-Biennale 2022 konzipiert, war der Film ursprünglich gemeinsam mit einer Reihe von Zeichnungen und Skulpturen zu sehen – eine Hommage an die wenigen Frauen aus Jugoslawien, die an den Ausstellungen der non-aligned Staaten teilnahmen.

In seiner Gesamtheit schlägt das Projekt Spiritual Decolonization eine Rekontextualisierung der non-aligned Bewegung aus feministischer Sicht vor. So wurde das Konzept der non-aligned, im Sinne einer politisch und kulturell motivierten Weigerung, sich an normativen Vorbildern zu orientieren – vor allem an der Aufteilung der Welt in zwei Blocks –, in den 1980er-Jahren von der internationalen Frauenbewegung zum Anlass genommen, politische wie kulturelle Veränderungen voranzutreiben. Entkolonisierung und Antifaschismus waren dabei zentrale Ansätze für eine Solidarisierung der non-aligned Staaten und trugen dazu bei einen „Dritten Weg“ als ethische Positionierung zu entwickeln. Gleichzeitig spielten Kunst und Kultur eine entscheidende Rolle in der non-aligned Bewegung, insofern die Anerkennung kultureller Gleichstellung und der Anspruch auf ein Kulturerbe, das sich vom Zugang der Moderne unterschied, von Anfang an wichtige Prinzipien darstellten. Духовна Деколонизација, die spirituelle Entkolonisierung, wird bereits 1984 in den Gründungsdokumenten der Galerie der non-aligned Staaten als deren Ziel erwähnt.

Programm

Духовна Деколонизација (Spiritual Decolonization), 2022, 45 Min.

Einleitende Worte von Ana Hoffner ex-Prvulovic*, gefolgt von einem Gespräch zwischen der Künstlerin und Bettina Brunner (Kuratorin, mumok kino)

Ana Hoffner ex-Prvulovic* ist Künstlerin*, Forscherin* und Autorin*. Ihr* besonderes Interesse gilt Themen wie Queerness, Darstellungen des globalen Kapitals, Kolonialität und der Osten, Formen der Flucht, frühe Psychoanalyse sowie Erinnerungs- und Kriegspolitik. Zu den jüngsten Ausstellungen zählen Active Intolerance im Kunstverein Braunschweig (2023) und Ana Hoffner ex-Prvulovic* in der Kunsthalle Wien (2021). Zur Ausstellung in der Kunsthalle Wien erschien der Katalog Contemporary / Unconscious 2023 bei Sternberg Press. Sie* ist Professorin* für Künstlerische Forschung an der Universität Mozarteum Salzburg.

Screening
Video
Film
arts (general)
14.06.2023 (Wed)
19:00 -
mumok , 1070 Wien kino