rewind.esel.at
Frau. Leben. Freiheit - Ein Archiv der flüchtigen Protestformen

Protestarchiv und Gesprächsraum

Gastgeberinnen: Negin Rezaie / Maryam Shahidifar
Installationen: Johannes Wiener, Rozina Pazkai und Negin Rezaie

Eröffnung und Archivgespräch #1
8. März 2023, 19 Uhr

Anlässlich der Protestbewegung von „Frau. Leben. Freiheit“ richtet die Künstlerin Negin Rezaie ab 8. März 2023 ein offenes Archiv der flüchtigen Protestformen und einen dazugehörigen Gesprächsraum ein. Darin werden ephemere Bilder und Videos der vergangenen Monate gesammelt und versammelt. In fünf Gesprächsabenden öffnen Gäste aus Aktivismus, Medien, Wissenschaft und Kunst das Archiv, bringen die brennenden Zeugnisse des Kampfes zur Sprache und erwecken die versiegelten Gesten des Widerstands im Raum noch einmal zum Leben. Über die Bilder und Videos nähern sie sich den Fragen, die Viele dieser Tage beschäftigen: Wird diese Revolution für das Leben glücken? Was kommt danach? Und was können wir für andere Kämpfe davon lernen?

Aufruf zur Eingabe ins Archiv
Wenn auch Sie Zeugnisse des Protests gesammelt haben, können Sie diese unter der Adresse protestarchiv@hinterland.ag dem Archiv hinzufügen.

ARCHIVGESPRÄCH #1 (in Deutsch / in German)

„Don’t read newspapers, read walls“. Die Sprache des Protests zwischen Journalismus, Medienaktivismus und Influencing / The language of protest between journalism, media activism and influencing

“Gemeinsam mit unseren Gästen werden wir ein Gespräch über das Wesen der Kunst, die verschiedenen Formen der Protestkunst, die Rolle der Medien und die Gründe für das Aufkommen der Mikromedien führen. Da diese Bilder und Aktionen im Iran als Formen der Protestkunst gelten und die Bedeutung von Kunst in verschiedenen Situationen unterschiedlich interpretiert wird, stellt sich die Frage: “Was ist Kunst?” Wird Kunst geschaffen oder entsteht sie einfach auf natürliche Weise? Entsteht Kunst aus der Kombination von Beziehungen und Ereignissen, die sie hervorbringen? Aufgrund der Bedeutung von Gesten, Körpern und Figuren fragt man sich, wie sehr sich alltägliche, nicht-künstlerische Figuren von künstlerischen Figuren unterscheiden. etc

Die meisten dieser Bilder im Archiv wurden von persönlichen Seiten und unabhängigen Nachrichtenkonten erstellt und gepostet, die seit dem Beginn der Jina-Bewegung erheblich zugenommen haben. Welche Rolle spielen die Mikromedien in totalitären Regimen in der Welt? Welche Rolle spielen die Mainstream-Medien? Wie haben nicht-iranische Medien diese Bilder verstanden und wiedergegeben? Aus welchen Quellen haben sie ihre Bilder und Nachrichtenartikel bezogen? Wie kann man zwischen Fake News und echten Nachrichten unterscheiden?” Negin Rezaie

GASTGEBERIN

“Ich bin Negin Rezaie. Mehr als jede andere Definition bin ich ein menschliches Wesen, das im geografischen Raum des Iran geboren wurde, und ich bin eine Frau. Zufälligerweise bin ich eine Performance-Künstlerin, die zur Emigration gezwungen wurde und nun die Möglichkeit hat, all ihre vergangenen Erfahrungen zu kombinieren und sie in ein Projekt zu verwandeln, durch das ich nun über die aktuellen Ereignisse in meinem Heimatland sprechen kann. Eine Künstlerin, die die Möglichkeit gefunden hat, all die Angst, die Wut, die Frustration und den Schmerz, die ich erlebt habe, in den kühnen Gestalten der Männer und Frauen auf der Straße wiederzuentdecken, durch die sie ihre lange verlorene Sprache wiederfinden können.

Jedes der Bilder des Archivs wirkt wie eine Reflexion eines kollektiven Schmerzes, mit dem die meisten von uns gelebt haben. Die Bilder dieser Figuren zeigen von Schmerz erfüllte Körper, die die herrschende Macht brechen und diese Wut vervielfältigen wollen, um sie in etwas Größeres zu verwandeln. Es sind Reaktionen auf den Druck, der uns auferlegt wird, der uns manchmal in die Ferne treibt und uns zwingt, als “EinwandererIn” bezeichnet zu werden. Es ist so weit gekommen, dass wir eine Veränderung fordern, und wir stehen zu unseren Forderungen.”

GÄSTE

Anita Hosseini ist Senior Scientist der Abteilung Kunstgeschichte an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie studierte Kunstgeschichte, Sozialpsychologie/-anthropologie und Gender Studies. Epochenübergreifend und interdisziplinär widmet sie sich in ihrer Forschung wissens(chafts)geschichtlichen, transkulturellen und transhistorischen Fragestellungen. Im Oktober 2020 gründete sie gemeinsam mit zwei weiteren Kunsthistorikerinnen das Fachforums «Kunstgeschichte inklusiv», das sich unter Berücksichtigung inhaltlicher, praktischer und struktureller Fragen für eine intersektionale und gerechtere kunstgeschichtliche Disziplin einsetzt.

Katja Teuchmann ist Radio Journalist, Podcaster & Writer, Socio Culturepreneur. Sie ist ausgebildete Wirtschaftspsychologin, war bis 2015 ineinem international en Beratungsunternehmen tätig. Seit 5 Jahren ist sie als Kulturreisende im Nahen Osten unterwegs, lernt Arabisch und startete als social artrepreneur. Sie veröffentlicht ihre Erfahrungen in einem Blog und Interviews mit Menschen und vor allem Frauen aus dem Nahen Osten als Podcasts unter safatalents.org.

Eröffnung
Diskussion
Bildende Kunst
arts (general)
Zivilgesellschaft
08.03.2023 (Wed)
19:00 -
Hinterland , 1050 Wien