rewind.esel.at
Jeremias Altmann: Once Upon

Eröffnung:
Freitag, 16. Dezember, 18 Uhr

Zur Ausstellung:
Günther Oberhollenzer, Künstlerhaus Wien

Jeremias Altmann ist stets um das Auskundschaften künstlerischer Spielräume bemüht. Er hat sowohl das reale Abbild untersucht, als auch imaginative Repräsentanzen eingerichtet, die Umraum, Objekt und Subjekt sowie die Konstante Zeit entlang der Trassen verschiedener Hauptlinien vermengen: von der Intervention zur Edition, vom Bild zum Objekt, vom 3D-Druck zum Film. Ob Porträt, Zeitbild oder Zukunftsvision, ob Akribie, Gestus oder Zufallskomposition - all das bezieht Altmann in seine expandierende Versuchsanordnung ein. So auch in der Werkserie „Young Prophecies“ (2009-ongoing), die auf einer eingehenden Beschäftigung des Künstlers mit seinen Kinderzeichnungen basiert.

Jeremias Altmann, der sich über Jahre in dem Projekt „grey time“ (mit Andreas Tanzer) eingehend mit dystopischen Themen, dem Chaos und dem Ruinösen beschäftigte, hat parallel immer wieder an diesem Zyklus gearbeitet. Dabei bildet dieser keinen Kontrast, sondern ist vielmehr ein Brückenschlag; denn wer sich ernsthaft mit der Zerstörung und dem Zerstört-Sein auseinandersetzt, nähert sich - möchte er heil davonkommen - auch dessen archaischem Gegenpol. Bei Altmann kommt dies in der Lebendigkeit seiner Kindheitsphantasien zum Ausdruck, die uns an das ungeheuerlich aufregende Neue herantragen. (…) So zoomt der Künstler in die Originalzeichnungen hinein, zieht dabei einzelne Figuren oder Motivgruppen aus ihrem rätselhaften Ursprungskontext heraus, um sie später auf rauen Leinwänden auszusetzen oder durch die Druckerpresse zu jagen. Er reißt einer unschuldigen Automatenbiene die Fühler aus und schleift die Zahnreihen eines Monsters mit pastosem Farbauftrag messerscharf. Im nächsten Moment setzt er seine Kaltnadel an, flickt das Insekt wieder zusammen und entmachtet das Ungeheuer mit einem charmanten Blick.

In der von Esther Mlenek kuratierten Sonderausstellung “Once Upon” zerrt Jeremias Altmann an den ursprünglichen Motiven, wie auch an seinen eigenen Vorstellungen über sich selbst. Vielleicht verbirgt sich in der nun bereits Jahrzehnte währenden Reproduktionen und Neuinterpretationen der Motive der Impuls das letztlich Unergründliche doch noch zu erreichen, es etwa in Sicherheit, in jeden Fall aber in die Welt eines nun Selbstbestimmten zu bringen. Die mit archetypischen Symbolen aufgeladenen Bildkosmen seiner Kindheit übersetzt der Künstler im Bildraum Studio in Malerei, Grafik und eine raumgreifende Wandintervention, die uns ermöglichen den seltsam beseelten, kindlichen Wahrnehmungs- und Erlebniswelten nachzuspüren.

(- Textauszug: Esther Mlenek “Über das Mögliche”, In: Jeremias Altmann – YOUNG PROPHECIES / MACHINES - Zwei Werkserien / Two Series of Works, Edition Angewandte - De Gruyter, Erscheinungsdatum: 2023)

Eröffnung
Bildende Kunst
arts (general)
16.12.2022 (Fri) - 20.01.2023 (Fri)
18:00 -